Vor 56 Jahren: heftiger Gegenwind für die Akademie

Presse stellt junge Tutzinger Bildungsstätte in Frage

Januar 1961


In der Münchner Abendzeitung vom 11. Januar 1961 wurde unter der Überschrift „Nach den ersten zwei Jahren: Kritik an der Politischen Akademie" die frühe Aufbauphase höchst negativ bewertet. Die gleiche Stoßrichtung verfolgt der Artikel „Warten auf die Akademie", der kurz darauf in der Bayerischen Staatszeitung vom 13. Januar 1961 erscheint. Auch Münchner Merkur, Nürnberger Nachrichten, Schwäbische und Süddeutsche Zeitung bis hin zum Kölner Stadt-Anzeiger beteiligen sich an der kritischen Diskussion um die bisherigen Leistungen der Akademie. Die erhobenen Hauptvorwürfe sind ein „hoher Etat", das „magere Veranstaltungsprogramm“ und die „spärlichen Veröffentlichungen".

Die öffentliche Kritik an der Akademie und ihrer Arbeit löste heftige Reaktionen aus: Mit Vehemenz wehrte sich Direktor Felix Messerschmid gegen die erhobenen Vorwürfe, die Akademie habe es seit ihrem Arbeitsbeginn im Oktober 1958 an der von ihr erwarteten Aktivität fehlen lassen. Selbst kein Freund allzu starker Öffentlichkeit, sprach Messerschmid in unterschiedlichen Stellungnahmen von „Machenschaften einzelner Persönlichkeiten gegen die Akademie“, die allein auf deren Diskreditierung abzielten.

Auch in der Kuratoriumssitzung vom 31. Januar 1961 entzündete sich an den negativen Presseveröffentlichungen eine lebhafte Diskussion. Nach deren einmütiger Verurteilung befürwortete das Kuratorium die bisherige Arbeitsweise der Akademie "ausdrücklich" und "bittet den Direktor, die erfolgversprechende Tätigkeit (…) in gleicher Art und Weise fortzusetzen."

Darüber hinaus wurde festgestellt:

Erfolgsbilanz

1. Seit der Aufnahme ihrer Tätigkeit im Oktober 1958 habe die Akademie neben ihrem organisatorisch-institutionellen Aufbau bis zum Ende des Jahres 1960 insgesamt 132 Kurse, Tagungen, Konferenzen und Seminare mit Angehörigen aller Bevölkerungsschichten durchgeführt. Außerdem seien allein im Jahre 1960 von den Mitarbeitern der Akademie über 130 Vorträge bei Veranstaltungen außerhalb des Sitzes der Akademie gehalten worden. Neben zahlreichen Arbeitsberichten seien bereits sechs gedruckte Publikationen erschienen, weitere im Druck befindlich.

2. Im Hinblick auf diese Tatsachen bedauere das Kuratorium einige vor Kurzem erfolgte Presseangriffe auf die Akademie sowie insbesondere auch die Tatsache, dass die eigentlichen Urheber dieser Angriffe nicht bereit gewesen sind, selber in Erscheinung zu treten. Die in diesen Artikeln aufgestellten Behauptungen seien unzutreffend und ließen erkennen, dass die Verfasser nicht bemüht waren, sich selbst ein Bild von der Arbeit und den Leistungen der Akademie zu verschaffen.

3. Die Tätigkeit der Akademie sei bisher nicht auf Publizität abgestellt gewesen. Ihr Schwergewicht würde bewusst auf eine eingehende pädagogische Arbeit an den einzelnen Teilnehmern und neben der Wissensvermittlung auf eine die menschliche Begegnung und das Gespräch fördernde Gestaltung des Zusammenlebens gelegt, da hierdurch erfahrungsgemäß für die politische Bildung der Bevölkerung mehr zu erreichen sei.

Empfänger dieser einstimmig verabschiedeten Erklärung des Kuratoriums waren nicht nur sämtliche bayerischen Zeitungen und der Bayerische Rundfunk, sondern insbesondere auch höchste landespolitische Kreise wie Ministerpräsident Hans Ehard, einzelne Ressortchefs sowie auch die Spitzen des Bayerischen Landtags und des Senats.

Medienoffensive

Wenig später ging die Akademie in die mediale Offensive: Anlässlich des zweiten Jahrestages ihrer Eröffnung (21. Februar 1959) lud sie für den 3. März 1961 zu einer Pressekonferenz nach München ein. Nach einem ausführlichen Bericht über Aufgabe, Arbeitsweise und Tätigkeit der Akademie beantworteten Direktor Messerschmid und die Kuratoriumsmitglieder Arnold Bergstraesser, Hildegard Hamm-Brücher, Waldemar von Knoeringen, Hans Nawiasky, Fritz Pirkl, Konrad Pöhner und Friedrich Zietsch Fragen der Journalisten.
Angesichts ihrer nachweislichen Erfolge verrauchte der mediale Sturm gegen die Tutzinger Bildungsstätte ebenso rasch wie er gekommen war.

Steffen H. Elsner


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