Vor 55 Jahren: Stadtentwicklung als großes neues Thema

Konferenz zur Raumordnung für den Großraum München in Tutzing

Oktober 1962



von Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt München via Wikimedia Commons http://www.axl.org/images/Hauptstrassennetz.jpg


„Freiheit kann durch Unordnung zerstört werden, daher ist Planung notwendig. Vernünftig und vertretbar wird Planung jedoch nur, wenn sie angelegt ist auf freiheitliche Ordnung.“ An diesem Diktum des ersten Akademiedirektors Felix Messerschmid orientierte sich die erste wie alle folgenden Konferenzen zur „Raumordnung und Landesplanung“ in der Akademie.

Die in den vorangegangenen Jahren immer dringlicher gewordenen Ordnungsprobleme einer Raumordnung und Landesplanung sind Ende Oktober 1962 erstmalig in einer prominent besetzten Studienkonferenz am Beispiel des südlichen Großraumes München und einiger oberbayerischer Landkreise in der Tutzinger Akademie behandelt worden. Unter den Tagungsgästen waren der damalige Landtagspräsident Rudolf Hanauer und Münchens Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel.

Ordnungsvorstellungen für Stadtentwicklung

Im Juli 1962 war von einigen CSU-Abgeordneten ein Antrag im Bayerischen Landtag eingebracht worden, in dem die Bayerische Staatsregierung ersucht wurde,

„für den Großraum München im Interesse einer den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Erfordernissen entsprechenden Raumordnung … Pläne aufzustellen…."

In der Landeshauptstadt debattierte man 1963 den ersten Münchner Stadtentwicklungsplan. Er formulierte grundlegende Ordnungsvorstellungen für die strukturelle und funktionale Gliederung Münchens und bestimmte maßgeblich dessen weitere Entwicklung.

Vor diesem Hintergrund vollzog sich auf der Tutzinger Konferenz vom Oktober 1962 ein intensiver Gedankenaustausch. Als wesentliche Gesichtspunkte wurden dabei von den Referenten hervorgehoben: anhaltend hoher Zuzug in den Großraum München und damit ein weiterer massiver Anstieg der Bevölkerungszahl; Anziehungskraft des hohen Freizeitwertes Münchens; zunehmende Wohnungsnot; erhöhtes Pendleraufkommen und steigende Verkehrsdichte; Verknappung des Grundstücksangebotes; außerordentliche Grundstücksspekulation; das Entstehen von Schlafstädten. Alles Stichpunkte, die bis zum heutigen Tage nichts an Aktualität eingebüßt haben.

Vorläufer des bundesdeutschen Raumordnungsgesetzes

Als Ergebnis wurde die „Tutzinger Entschließung zur Raumordnung“ festgehalten. Über diese Konferenz hinaus haben seither Probleme der Umweltgestaltung, der Raumordnung, des Städtebaus, der Landesplanung, der Verkehrspolitik sowie der Kommunalpolitik einen hohen Stellenwert innerhalb der Akademiearbeit.

Es sollte dann allerdings noch bis zum 8. April 1965 dauern, bis man sich nach langwierigen Verhandlungen auf ein bundesdeutsches Raumordnungsgesetz einigen konnte. Darin wurden die Aufgaben, Ziele und Grundsätze der Raumordnung für die Bundesrepublik niedergelegt.

Steffen. H. Elsner


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