Weihnachtswunsch nach mehr Geld bleibt unerfüllt
Ministerpräsident Strauß erteilt Absage
Januar 1982
Nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung. So ging es auch dem Wunsch nach Aufbesserung der Akademiefinanzen, den der frühere Direktor Manfred Hättich als launigen Bittbrief im Dezember 1982 „mit guten Wünschen für das Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel auch im Namen meiner Mitarbeiter" an den damaligen Ministerpräsident Franz Josef Strauß (1915-1988) gerichtet hatte.
Erst kurz zuvor war Hättich von diesem für weitere sechs Jahre als Direktor der Akademie wiederberufen worden. Dieser Umstand war von Akademiemitarbeitern aufgegriffen, in Verse gekleidet und auf der Weihnachtsfeier am 21. Dezember 1982 vom „kleinen Akademiechor" vorgetragen worden. Die letzten Strophen lauten:
„Männer und Frau’n in der Akademie
heut’ können wir wohl fröhlich sein.
Sechs Jahre noch leitet Herr Hättich dies Haus,
so hat’s bestätigt Franz Josef Strauß.
Wir haben dabei nur ein Ziel,
dass ihm sein alter Führungsstil
auch in Zukunft richtig scheine:
in fester Hand die lange Leine.
Männer und Frau’n in der Akademie
wir folgen jetzt alter Sitte.
Am Ende des Jahres dem Landesherrn
tun laut wir kund die Neujahrsbitte.
Lieber Franz Josef, hör’ uns an,
du bist doch ein gerechter Mann,
ein Bayernhäuptling von Geist und Welt:
Gibst du uns Hättich, so gib uns auch Geld!"
Doch daraus wurde leider nichts. Die Antwort von FJS ließ nicht lange auf sich warten. Darin werden massive Einnahmeausfälle des Freistaats ins Feld geführt, die auf die „verantwortungslose Schuldenpolitik der früheren Bundesregierungen Brandt und Schmidt" zurück gingen. In „einer Zeit leerer Kassen" könne auch die Akademie nicht von negativen Einschnitten verschont bleiben. Es lag also nicht daran, dass im ursprünglichen Original Franz Josef fälschlicherweise mit „ph" geschrieben wurde; oder am nicht stringent durchgehaltenen Versmaß. So jedenfalls blieb der Akademie nichts übrig als ihrem gesetzlichen Auftrag weiterhin mit recht knapp bemessenem Budget nachzukommen.
FJS in der Akademie
Strauß war zumindest zweimal in unserer Akademie: In seiner Zeit als Bundesverteidigungsminister nahm er 1961 einen halben Tag lang „mit aktivem Interesse" an einem der ersten Akademieseminare für Bundeswehrsoldaten teil. Im Mai 1976 eröffnete Strauß mit einer Grußadresse die Akademieveranstaltung „200 Jahre geistige Interdependenz. Stimulierende Wechselbeziehungen zwischen USA und Deutschland".
Auch seine Ehefrau Marianne kam ins „Haus Buchensee". Rund ein halbes Jahr vor ihrem Unfalltod im Juni 1984 nahm sie im Dezember 1983 an einem Expertengespräch der Akademie über „Familienpolitische Defizite unseres sozialen Systems" teil und sprach dabei zur „Not der jungen Familien".
Steffen H. Elsner