Bildung
Vom humanistischen Bildungideal über die Bologna-Reform bis zur Lage der politischen Bildung
Dass Bildung im Zentrum aller Bemühungen einer Akademie steht, deren gesetzlicher Auftrag es ist, die politische Bildung auf überparteilicher Grundlage zu fördern und zu vertiefen, liegt auf der Hand. Und doch setzt sich die Akademie auch in spezifischer Weise mit Fragen auseinander, die den Bildungsbegriff und die Bildungspolitik berühren.
Zu den Aufgaben der Akademie für Politische Bildung gehört es, aktuelle Ereignisse und grundsätzliche Fragestellungen aus Politik und Gesellschaft aufzugreifen und in Tagungen mit unterschiedlichen Zielgruppen zu erörtern oder im Rahmen wissenschaftlicher Publikationen zu analysieren. Neben diese unmittelbaren Formen der politischen Bildungsarbeit tritt jedoch auch die Reflexion über politische Bildung als solche, über ihre Voraussetzungen und Zielstellungen, über geeignete Methoden und didaktische Ansätze. Dabei hat die Akademie unter anderem im Bereich der Planspiele und Politiksimulationen ein großes Renommee erworben, das sie durch die konzeptionelle Weiterentwicklung und Durchführung entsprechender Angebote kontinuierlich ausbaut.
Was politische Bildung kann, soll und darf, ist jedoch unverändert umstritten. Einerseits sind die Erwartungen oftmals sehr hoch, insbesondere in Zeiten des Umbruchs, des erstarkenden Populismus und der Verschwörungstheorien. Dann soll politische Bildung gleichsam als Feuerwehr gesellschaftliche Brandherde eindämmen und das Fundament unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung stabilisieren. Andererseits stoßen viele Träger der politischen Bildungsarbeit zunehmend auch auf Skepsis und Ablehnung. Sie gelten manchen als Teil des "Establishments", so dass ihnen die (system-)kritische Diskursfähigkeit abgesprochen wird. In diesem Umfeld ist es umso wichtiger, die Grundlagen und Wirkmechanismen politischer Bildung zu analysieren und nach Wegen zu suchen, die den Austausch mit unterschiedlichen Gruppierungen aus Politik und Gesellschaft ermöglichen - allen Spaltungsversuchen aus dem Lager der Populisten zum Trotz.
Damit rücken auch der Bildungsbegriff an sich und mit ihm die anthropologischen, philosophischen und pädagogischen, aber auch die sprachlichen Voraussetzungen von Bildung in den Blick. Was unter diesem Begriff genau verstanden werden soll, wird ebenfalls kontrovers diskutiert. So treten neben das Humboldtsche Ideal der Persönlichkeitsentfaltung zunehmend Konzeptionen, die den Kompetenzerwerb in den Mittelpunkt stellen. Weitere strittige Fragen betreffen das Verhältnis von Bildung und Erziehung sowie von Bildung und Wissen. Schließlich sind im Zuge der Digitalisierung immer mehr Wissensfragmente frei im Internet verfügbar, so dass sich im Grunde jedermann Spezialkenntnisse auf unterschiedlichen Gebieten aneignen kann. Aber führt mehr Wissen wirklich zu besserer Bildung? Oder bedarf es nicht auch der Einordnung, der Kontextualisierung und kritischen Reflexion im Verbund mit anderen, damit aus Wissen tatsächlich Bildung wird?
Diese Fragen lenken den Blick auf die Rolle der Wissenschaft in Politik und Gesellschaft, die ebenfalls ambivalent wahrgenommen wird. So hat einerseits die zunehmende Komplexität der politischen Herausforderungen und die Technisierung breiter Lebensbereiche den Einfluss der Wissenschaft im politischen Prozess deutlich gestärkt. Viele politische Entscheidungen folgen wissenschaftlichen Empfehlungen, so dass manche gar vor einer Aushöhlung der Demokratie durch eine Expertokratie oder Technokratie warnen. Andererseits ist auch die Wissenschaftsskepsis verbreiteter denn je. Denn die moderne Wissenschaft zeichnet sich durch Komplexität der Erkenntnisse, Widersprüchlichkeiten und Unsicherheit statt Einfachheit, Klarheit und immerwährende Wahrheiten aus, die sich viele Menschen erhoffen. Das kann Angst erzeugen - und öffnet das Tor für Verschwörungstheorien, die einfache Antworten und geschlossene Welterklärungen anbieten.
Die Akademie für Politische Bildung widmet sich diesen Fragestellungen zu Bildung und Wissenschaft in einer Vielzahl von Tagungen und Publikationen. Dabei arbeitet sie häufig mit renommierten Institutionen wie dem Wissenschaftsrat, der Bundeszentrale für politische Bildung, den Landeszentralen für politische Bildung und Einrichtungen des Bildungssystems von Schulen bis hin zu Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften zusammen. Zu den Aspekten dieses Themengebietes, die dabei untersucht werden, gehören:
- Bildungskonzeptionen im Spannungsverhältnis von Persönlichkeitsentfaltung, Kompetenzerwerb und Anwendungsorientierung
- formale und non-formale Bildungsprozesse einschließlich des lebenslangen Lernens, auch unter Berücksichtigung der Digitalisierung
- die Rolle der Wissenschaft in Politik und Gesellschaft einschließlich der Wissenschaftskommunikation
- Bildungspolitik, Wissenschaftspolitik und Forschungspolitik auf Ebene der Länder und des Bundes sowie im internationalen Vergleich
- Ziele, Methodik und Didaktik der politischen Bildung im analogen und digitalen Bereich einschließlich geeigneter Vermittlungsformate wie Planspiele und Politiksimulationen
- die Stärkung der Politikkompetenz mit ihren vier Dimensionen (politische Urteilsfähigkeit, politische Handlungsfähigkeit, Fachwissen und politische Einstellungen)
- die Prävention von Extremismus und Antisemitismus durch politische Bildung
- der Umgang mit Verschwörungstheorien und Populismus
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Prof. Dr. Ursula Münch
Tel: 08158 / 256-47
u.muench@apb-tutzing.de
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