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Philosophie und Ethik

Aus der Perspektive der politischen Philosophie und der Ethik fragt der Arbeitsbereich Ethische und Theoretische Grundlagen der Politik der Akademie für Politische Bildung nach den normativen Bedingungen und grundlegenden Strukturen der Politik.

Unter den Bedingungen der Globalisierung sind Politik und Gesellschaft vielfältigen Transformationsprozessen und Krisenphänomenen ausgesetzt - von der Klimakrise und sogenannten Flüchtlingskrise über die Finanzkrise bis hin zur Corona-Pandemie. Angesichts dieser aktuellen Herausforderungen stellen sich grundlegende Fragen unseres gesellschaftlichen und politischen Zusammenlebens auf ganz neue Weise. Wie verändern heutige weltgesellschaftliche Dynamiken unsere Welt? Auf welche Weise lassen sich die damit verbundenen sozialen, politischen und kulturellen Umwälzungen philosophisch und ethisch verarbeiten? Der politischen Philosophie und der Ethik kommt vor diesem Hintergrund die Aufgabe zu, die Kontexte, Strukturen und Praktiken heutiger Gesellschaften kritisch zu reflektieren und auf den Begriff zu bringen, konkrete Potenziale zu identifizieren, aber auch gesellschaftliche Probleme und Konflikte zu benennen und auf dieser Basis konstruktive Handlungsorientierung zu geben.

Grundsätzlich betrachtet, widmen sich die politische Philosophie und die Ethik aus unterschiedlichen Perspektiven den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlich relevanten Handelns und der praktischen Gestaltung des menschlichen Miteinanders. Dabei ist die Einsicht zentral, dass Ethikansätze und Moralvorstellungen nicht abstrakt am Reißbrett entworfen und nachträglich auf die Gesellschaft angewendet werden. Ethische Fragestellungen - also Vorstellungen über das gute Leben und darüber, was wir individuell wie kollektiv tun und wie wir handeln sollten - erwachsen vielmehr immer aus gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten und sind damit stets Teil des Politischen. Angesichts der interkulturellen Vielfalt von Normen und Praktiken wird beispielsweise in Menschenrechtsdebatten philosophisch intensiv darüber diskutiert, wie sich kulturelle Werte in ihrer Unterschiedlichkeit und Partikularität mit dem normativen Anspruch universaler Normen in Beziehung setzen lassen. Nationalstaatliche Gesellschaften sind heute konstitutiv in globale Zusammenhänge und Strukturen eingebunden. Deshalb gilt es neu darüber nachzudenken, wie sich politisches Handeln und Entscheiden im aktuellen weltgesellschaftlichen Kontext begründen und legitimieren lässt und welche Akteure und Institutionen dabei eine Rolle spielen.

Der Arbeitsbereich Ethische und Theoretische Grundlagen der Politik an der Akademie für Politische Bildung nimmt vor diesem Horizont aktuelle politische Themen und gesellschaftliche Themen auf vielfältige Weise in den Blick. Aus den Perspektiven der politischen Philosophie und Ethik soll ein differenziertes Verständnis der begrifflichen Grundlagen der Politik erarbeitet werden, um die demokratische Verständigung und den interdisziplinären Dialog über Politik und Gesellschaft zu stärken. Die theoretische Analyse und Reflexion politischer Phänomene kann dabei niemals losgelöst von der gesellschaftlichen Wirklichkeit erfolgen, sondern muss sich stets an den konkreten sozialen und politischen Dynamiken orientieren. In diesem Zusammenhang gilt es immer auch kritisch danach zu fragen, wer in gesellschaftlichen und politischen Debatten außen vor bleibt und wer aus aktuellen Diskursen ausgeschlossen wird. In einem solchen Philosophieverständnis liegt der normative Fokus daher auf der Verletzbarkeit als Grunderfahrung des Menschen. Zu den Schwerpunktthemen des Arbeitsbereichs gehören unter anderem die folgenden Fragestellungen:

  • Wo liegen die Stärken und Schwächen der politischen Rationalität des Liberalismus und wie lassen sich die normativen und politischen Leerstellen des liberalen Modells - beispielsweise aus der Perspektive der Kritischen Theorie oder des Poststrukturalismus - theoretisch aufarbeiten?
  • Wie verändern globale Prozesse die (liberale) Demokratie und auf welche Weise kann demokratische Politik ihren gegenwärtigen Infragestellungen durch Autoritarismus und Rechtspopulismus entgegentreten? Was tragen beispielsweise radikaldemokratische Ansätze für ein heutiges Verständnis der Demokratie aus?
  • Wie lassen sich Normativität und Ethik unter den Bedingungen der Globalisierung und Pluralisierung der Weltgemeinschaft konzeptualisieren und wie lässt sich unter diesen Voraussetzungen das Politische philosophisch verstehen?
  • Wie lassen sich angesichts von Flucht und Migration neue Formen der politischen Solidarität und Partizipation mit Blick auf geflüchtete, vertriebene und staatenlose Menschen denken? Welche Auswirkungen haben diese Dynamiken auf moderne Rechtssysteme und staatliche Souveränität und welche Rolle kommt in diesen Debatten den Menschenrechten zu?
  • Wodurch lassen sich rassistische und fremdenfeindliche Strukturen im Rahmen aktueller Gesellschaften überwinden? In welchem Zusammenhang stehen diese Strukturen mit der kolonialen Geschichte der westlichen Welt und was können postkoloniale und dekoloniale Theorien und Praktiken zur Kritik des Rassismus beitragen?
  • Wie können wir angemessen auf die ökologischen, sozialen und politischen Herausforderungen durch den Klimawandel reagieren und welche Rolle spielt dabei die Kritik am System des Neoliberalismus und Kapitalismus? Wie können wir den Umgang mit unserer Umwelt nachhaltig gestalten und die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen schützen?
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Publikationen
Michael Spieker / Sebastian Schwenzfeuer / Benno Zabel (Hrsg.)
Eine Kategorie moderner Staatlichkeit?
Tutzinger Studien zur Politik, Band 14
Baden-Baden 2019, Nomos, 273 Seiten
ISBN-13: 978-3-8487-3167-1

15.11.2024 - 16.11.2024
Von Demokratieförderung bis zu sozialem Ausgleich?
Die gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaft