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Ein kritisch-wohlwollender Begleiter und Förderer

Dr. h.c. Wilhelm Ebert zum 90. Geburtstag

Mai 2013



Michael Schröder, Archiv APB


Sachverstand, Intellekt, politisches Gespür, diplomatisches wie rhetorisches Geschick, Menschenkenntnis, Sinn für (politische) Realitäten, Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen auch auf der internationalen Bühne und dazu ein faszinierend gutes Gedächtnis. Würde man diese Begabungen und Fähigkeiten als Anforderungsprofil an Kandidaten für ein Spitzenamt in Partei- oder Verbandspolitik formulieren, heimste man sich schnell den Vorwurf der völlig überzogenen Ansprüche ein. Wilhelm Ebert jedoch, der am 6. Mai 2013 seinen 90. Geburtstag feierte, ist ein solches Ausnahmetalent.

Der langjährige Spitzenfunktionär und Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) gehörte nicht nur zu den „treibenden Kräften und wichtigsten Akteuren“ bei den wegweisenden schulpolitischen Reformen in Bayern. Der „begnadete Netzwerker“ (so jeweils Jürgen Weber in seiner Buchbesprechung zu Wilhelm Eberts Autobiographie) wirkte zudem aktiv an der Gründung und am Gedeihen der Akademie für Politische Bildung mit.

Mann der ersten Stunde

Wilhelm Ebert war schon an den Vorüberlegungen zur Akademiegründung und an der Entwurfserstellung für das Akademiegesetz beteiligt: Bereits bei der ersten sogenannten Grünwalder Arbeitstagung, die auf Initiative des SPD-Fraktions- und Landesvorsitzenden, Waldemar von Knoeringen, unter der Leitung von Thomas Ellwein am 31. Juli 1955 stattfand, war der Sachverstand des damaligen Vorsitzenden des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes gefragt. Für die Akademie für Politische Bildung noch wichtiger ist die Tatsache, dass Wilhelm Ebert von Anfang an Mitglied des nach seiner eigenen Einschätzung mit „erheblicher Gestaltungsmacht“ (Ebert Bd. 1, S. 270) ausgestatteten Kuratoriums war und ist.

Ringen um die Akademie

Seitdem Ebert an den Beratungen des Kuratoriums über die Berufung des ersten Akademiedirektors am Jahresende 1957 mitwirkte, die schließlich zur Berufung von Felix Messerschmid führten, haben sehr viele Sitzungen des Kuratoriums stattgefunden. Darunter auch die eine oder andere Krisensitzung. Schließlich blieb auch die Akademie für Politische Bildung trotz ihrer soliden, gesetzlich fixierten Grundlage nicht verschont von der einen oder anderen Begehrlichkeit, sie finanzpolitisch oder auch ihren Standort Tutzing anzutasten.

Die Akademie verdankt es ihrem immer klug agierenden und (falls erforderlich) streitbaren Kuratorium – und hier gerade auch Wilhelm Ebert –, dass es jeweils beim Ansinnen blieb und die Akademie für Politische Bildung etwas ganz besonderes in der Landschaft der Akademien und der Einrichtungen der Erwachsenenbildung geworden ist: ein Ort originärer wissenschaftlicher Kompetenz.

Ursula Münch

Einträge im Akademiemosaik

Übersicht

2018: Romano Guardini und die Akademie

2016: Lernstatt Demokratie

2016: Digitale Optimierung mit der Zahl sieben

2013: Alles Öko, oder was?

2013: Ein kritisch-wohlwollender Begleiter und Förderer

2013: Eigennütziges Miteinander der Generationen

2010: Hilfestellungen für das wissenschaftliche Arbeiten

2007: Festlich war es bei uns schon immer

2003: Rationalität als Ziel politischer Bildung

1998: Akademie und Bayerischer Senat

1998: „Spiels noch einmal, Sam!“

1994: Scharpings Tutzinger Rede

1989: 28 Jahre Friedliche Revolution

1985: „Eine Demokratie ist kein Schlaraffenland“

1982: Weihnachtswunsch nach mehr Geld bleibt unerfüllt

1977: Heißes Eisen Nachrichtensperre

1975: Ein unprätentiöser Mann der ersten Stunde

1974: Gästehaus der Akademie

1972: Kybernetikon – ein medienpädagogisches Experiment

1970: Fruchtbare Kooperation mit Tradition

1969: Mitbegründer der „Kritischen Akademie"

1968: Telekolleg aus Tutzing

1967: Die Akademie und die sogenannte „Ausländerfrage"

1966: „Humoriger Poltergeist" und „urbajuwarischer Senator"

1966: 51 Jahre „Mobilisierung der Demokratie"

1966: Anspruch und Wirklichkeit der politischen Bildung in Bayern

1965: Zeitlebens ein Freund von Druckwerk und „schwarzer Kunst“

1963: Ein Dachschaden mit Folgen

1963: Die Ordnung des Freistaats

1963: Beunruhigte Staatsbürger, kritische Experten oder Wichtigtuer?

1962: Vor 55 Jahren: Stadtentwicklung als großes neues Thema

1962: Politische Bildung für die Bundeswehr

1961: Vor 56 Jahren: heftiger Gegenwind für die Akademie

1961: Bedeutender Staatsrechtler und Gründungskurator der Akademie

1961: Entschiedenes Nein zur „Ludendorffstraße"

1961: „Politische Bildung durch das Buch – Aufgabe und Möglichkeiten“

1960: "Ach, Obrigkeit und … Stauffenbach"

1960: Politische Jugendbildung im überregionalen Verbund

1960: „Homo sociologicus" und Liebhaber von Kartoffelpuffern

1959: Endlich Gewissheit

1959: Frühe Kämpferin für Frauenrechte

1959: Die Veröffentlichungen der Akademie

1959: „Wissen, was 'drüben' ist"

1959: Erinnerung an einen Gründervater

1958: Startschuss für politische Bildungsarbeit

1958: Erfolgreiche Arbeit für transatlantischen Kulturaustausch

1958: Ein Leben im Zeichen der politischen Bildung

1955: „Grünwalder Empfehlungen" als Blaupause