Startschuss für politische Bildungsarbeit
Vor 59 Jahren: Die Akademie nimmt ihre Tätigkeit auf
April 1958
Mit gewisser Verzögerung kann die Akademie Anfang Oktober 1958 ihre Arbeit in dem seit Juni 1938 im Eigentum der Landesversicherungsanstalt Oberbayern (LVA) stehenden „Haus Buchensee“ in Tutzing aufnehmen. Nach verschiedenen Nutzungsänderungen hatte das Anwesen zuletzt die Sozialpolitische Schule der LVA beherbergt. Um sich sogleich der Öffentlichkeit zu präsentieren wird für den 3. November 1958 zur ersten Pressekonferenz in die Räume der Akademie eingeladen.
Neben dem Gründungsdirektor Felix Messerschmid stellen sich der Vorsitzende des Kuratoriums, Hans Rollwagen, sowie von Seiten des Kultusministeriums Regierungsdirektor Karl-Gotthart Hasemann den Fragen der Pressevertreter. Wenig später wird der Veranstaltungsbetrieb aufgenommen. Mit der Fuge a-moll aus dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach beginnt am 6. November 1958 die erste Tagung der Akademie.
Aufgabe der Akadmie: ungepflegten Acker urbar machen
Unter dem Titel „Die Akademie für Politische Bildung – Ziele, Aufgaben, Methoden“ führt sie mögliche zukünftige Akademiemitarbeiter zu einer dreitägigen Konferenz in Tutzing zusammen. Der eingeladene Kreis von insgesamt 45 Bewerbern besteht aus Praktikern wie Theoretikern der politischen Bildung: aus Studienräten, Lehrern, einem Schulrat, freien Schriftstellern, Publizisten, einem Kommunalbeamten, Privatdozenten und jungen Wissenschaftlern der politischen, juristischen, historischen und volkswirtschaftlichen Disziplinen sowie auch zwei Ärzten. In einem später abgefassten Tagungsbericht hielt Felix Messerschmid als ernüchterndes Ergebnis u.a. fest:
„Besonders fiel auf, dass offenbar nur sehr wenige Teilnehmer über die pädagogischen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen verfügen, die für die Tätigkeit in der Akademie unerlässlich sind. Diese Tatsache wirft ein bezeichnendes Licht auf die Situation der politischen Pädagogik: Sie gehört zu den Gebieten, die der ernsthafte Wissenschaftler vernachlässigt, die er als ‚unwissenschaftlich’ und daher als unerheblich betrachtet, allenfalls als unwichtiges und für die wissenschaftliche Erkenntnis unfruchtbares Randgebiet. (...) Der Verlauf der Konferenz bestätigte die Auffassung, dass die Akademie einen ungepflegten Acker zu betreuen haben wird, und dass sie ihre Mitarbeiter mit äußerster Sorgfalt suchen muss."
Das mag heute nicht weniger als damals gelten, und schon erst recht für die Unverzichtbarkeit steter politischer Bildungsanstrengungen.
Steffen H. Elsner