Erfolgreiche Arbeit für transatlantischen Kulturaustausch

Akademie fördert seit knapp 60 Jahren die deutsch-amerikanische Verständigung

Oktober 1958


Schon mit Beginn ihrer Arbeit im Oktober 1958 war die Akademie um eine enge Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der USA in München bemüht. Sie trug sehr rasch vielfältige Früchte und zeichnet sich bis heute durch intensive und rege Kontakte aus.

Das erforderte Mut und Weitsicht auf beiden Seiten, zumal zu einer Zeit, in der tausende amerikanischer Soldaten im – noch lange nicht souveränen – Westdeutschland stationiert waren. Man wollte einen Beitrag dazu leisten, die Grundlagen der deutsch-amerikanischen Nachkriegsbeziehungen zu festigen und ein grundsätzliches Verständnis für die gegenseitigen Probleme und die Unterschiede beider Länder zu entwickeln. Allen Beteiligten war klar, dass die noch zarte politische, wirtschaftliche und militärische Verbindung zwischen Deutschland und den USA einer möglichst breiten gesellschaftlichen Fundamentierung bedurfte.

Partnerschaft populär machen

Bereits im August 1959 hatte eine Gruppe amerikanischer Studenten an der Akademietagung „Problems of Democracy in Western Germany“ teilgenommen. Die Veranstaltung verfolgte den Zweck, den Amerikanern ein differenziertes Bild über Deutschland zu vermitteln. Umgekehrt ging es auch darum, für die enge Verbundenheit mit den USA als Kernbestandteil einer westlichen Wertegemeinschaft zu werben und den atlantischen Gedanken in der bundesdeutschen Gesellschaft populär zu machen.

1961 trafen sich erstmals amerikanische Lehrerinnen und Lehrer für drei Wochen in Tutzing mit deutschen Teilnehmern zu einem Informationsseminar über die aktuelle Lage in der Bundesrepublik. Daraus entstand die mehrjährige Veranstaltungsreihe „The Federal Republic of Germany today – Das Deutschlandbild im amerikanischen Schulunterricht“, die in Kooperation mit der größten amerikanischen Lehrerorganisation (National Education Association) und mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes, später dann des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung abgehalten wurde. Das Tutzinger Tagungsprogramm umfasste Fachreferate, Diskussionen, kulturelle Veranstaltungen, Exkursionen, Ausstellungen sowie unterschiedlichste Begegnungen mit Politikern und Fachleuten. Hauptthemen der konkreten inhaltlichen Arbeit waren die politische und die wirtschaftlich-soziale Lage der Bundesrepublik, der Stand der Erziehung und Bildung und die Schulsysteme in beiden Teilen Deutschlands, die deutsche Geschichte der letzten 50 Jahre und das Verhältnis der Deutschen zur Demokratie. In den anschließenden drei Wochen bereisten die amerikanischen Gäste die Bundesrepublik und West-Berlin. Die Tagungssprache war Englisch.

Qualifizierte Weiterbildung

Nachdem sich diese Seminare in Amerika sehr schnell einen guten Ruf erworben hatten, stieg auch die Nachfrage rasch an. Ab dem vierten Programm vom Juli 1964 lag von amerikanischer Seite her die offizielle Anerkennung als Veranstaltung der Weiterbildung vor. So wurde die Reihe gerade für junge und qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer noch attraktiver, da ein Besuch auch den beruflichen Aufstieg förderte. Als Fachlehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde konnten sie die vor Ort gewonnenen Erfahrungen und Kenntnisse unmittelbar in ihrem eigenen Unterricht verwenden.
Neben der beruflichen Fortbildung der amerikanischen Pädagogen sollten die Seminare auch dem deutsch-amerikanischen Kulturaustausch dienen; insofern beteiligten sich auch die amerikanischen Gäste mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen am jeweiligen Programm.

Unter dem Titel „Germany today“ startete ebenfalls ab dem Jahr 1961 in Verbindung mit dem in London ansässigen Institut für Studienreisen „Associate Consultants For Education Abroad“ eine weitere Seminarreihe für amerikanische und deutsche Studenten. Auf ihren Informationsreisen durch Deutschland informierten sich die amerikanischen Studentengruppen in der Tutzinger Akademie über die aktuelle politische und soziale Lage in der Bundesrepublik, bevor sie ihre Reise nach Berlin fortsetzten.

Auch amerikanische Jugendleiter besuchten 1961 auf Einladung des Bundesjugendrings im Rahmen des „Cleveland International Youth Leaders Exchange Programs“ die Akademie und wurden dabei ausführlich über die politische Bildung und ihre spezifischen Herausforderungen und Probleme in der Bundesrepublik informiert.

Ausdehnung auf Streitkräfte

Ab dem Jahr 1965 wurden unter dem Titel „Deutschland heute – Germany today“ in Zusammenarbeit mit der Atlantik-Brücke e.V. aus Hamburg dreitägige Kurse für amerikanische Lehrer an Schulen von US Army und US Air Force in Deutschland angeboten. Ende der 1960er Jahre wurde der Kreis auch auf Lehrer der in Deutschland stationierten kanadischen NATO-Streitkräfte ausgedehnt. Aufgabe der Kurse war es, diesen Lehrern einen tieferen Einblick in die hiesigen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse zu geben, und dadurch ihr Verständnis für Deutschland zu erweitern. Entsprechend weit gefasst war das jeweilige Programm.

Ab Mitte der 1980er Jahre wurde die Reihe durch Klaus Grosch weitergeführt und der Adressatenkreis auf sämtliche Offiziere der alliierten Streitkräfte in Deutschland erweitert, bevor ab 1987 speziell auch amerikanische Journalisten und Public Affairs Offiziere regelmäßig zu diesen landeskundlichen Seminaren in die Akademie eingeladen wurden. Im Jahr 1996 konnten die Akademie und die Atlantik-Brücke auf eine über 30-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit im Dienste des transatlantischen Kulturaustausches zurückblicken. Eine Arbeit, die angesichts der Belastungen der deutsch-amerikanischen Beziehungen durch die NSA-Affäre wichtiger denn je ist.

Steffen H. Elsner


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