Eigene Bedürfnisse und hinnehmbare Unterschiede
Tutzinger Diskurs "Wege der Integration" läuft bis zum Jahresende
Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 15.01.2018
Von: Sebastian Haas
Foto: APB Tutzing
# Kommunalpolitik, Gesellschaftlicher Wandel, Bayern, Verfassungsfragen, Integration, Politische Bildung, Sozialstaat, Ethik, Migration
Wege der Integration lautet das Thema des vierten Tutzinger Diskurses – denn insbesondere seit der verstärkten Zuwanderung von Flüchtlingen 2015/2016 stehen komplexe und langfristige Aufgaben einer gelingenden Integration im Zentrum gesellschaftlicher und politischer Debatten. 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erörtern gemeinsam mit unserem Team nun das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und erarbeiten Handlungsempfehlungen für die Politik.
Um sich als Diskussions- und Forschungsgruppe zu finden, stellten sich die Diskursteilnehmerinnen und Diskursteilnehmer unter anderem Fragen nach dem Integrationsbegriff selbst, nach Konzepten von Identität und offener Gesellschaft sowie nach Formen eines guten Zusammenlebens. Auch rechtliche Aspekte von Integration wurden diskutiert und auch, durch welche konkreten Maßnahmen Teilhabe (etwa in den Bereichen Arbeit und Wohnen) ermöglicht werden kann.
Gibt es überhaupt absolut geltende, unveränderbare Werte und falls ja, sind sie für unser tagtägliches Leben brauchbar? Dies diskutierten unsere Teilnehmer mit Bernhard Uhde, einem der profiliertesten Religionswissenschaftler im deutschsprachigen Raum. Uhde erläuterte, dass spätestens seit dem griechischen Philosophen Platon darüber diskutiert wird, welche Normen eine Gesellschaft zusammenhalten; das europäischen Mittelalter dominierten die gottgegebenen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung; doch mit der Neuzeit kam der Zweifel – gerade an Hierarchien – hinzu, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit dominierten die Diskussion.
Heute stellen wir uns die Frage: Was nützen die Werte dem Individuum und der Gesellschaft? Wie gut kann jede(r) Einzelne die eigenen Bedürfnisse mit diesen Werten in Einklang bringen? Wie weit können Ausnahmen von der Regel gehen? Wie weit kann die Freiheit gehen, ohne in Willkür umzuschlagen? Wie kann ich Gegensätze so reduzieren, dass sie zu hinnehmbaren Unterschieden werden, und nicht in Gleichheit enden? Und schon ist man mittendrin in der Debatte um Integration und Assimilation, um Migration und Freiheit, um Individuum und Gesellschaft.
Die 15 Stipendiatinnen und Stipendiaten des Tutzinger Diskurses „Wege der Integration" führen diese Diskussion in den nächsten Monaten mal mit Bedacht, mal leidenschaftlich, unter sich oder mit weiteren Sparringspartnern, mehrmals in Tutzing und einmal in Brüssel. Wir freuen uns auf ein spannendes Projekt – und halten Sie weiter auf dem Laufenden. Alle Informationen zum Projekt und weitere aktuelle Nachrichten auf der Projekthomepage. Der Diskurs wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert.
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