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Akademiegespräch am See

Alles eine Frage der Moral? Strategien der Terrorismusbekämpfung seit 9/11


Bernd Ulrich steht am Rednerpult des Hörsaals der Akademie für Politische Bildung

Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT, sucht nach dem passenden Rezept zur Terrorismusbekämpfung.


Tutzing / Akademie-Gespräch Tagungsbericht / Online seit: 06.03.2016

Von: Miriam Zerbel

# Sicherheitspolitik und Terrorismus


Die Tagung "Panzerschlachten und Drohnenschläge: Von der konventionellen zur neuen Kriegsführung?" erweiterte sich am Abend zu einem öffentlichen Akademiegespräch am See. Neben den Tagungsteilnehmern nutzten zahlreiche weitere Interessierte die Chance, über Ansätze und Strategien der Terrorismusbekämpfung seit 9/11 zu diskutieren.

Zunächst referierte Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT seine Sicht auf das Thema und seine Vorschläge zu Handlungsstrategien.
Beginnend mit den Anschlägen auf das Worldtrade Center in New York und auf weitere Ziele in den USA am 11. September 2001, stellte Ulrich eine neue, offensiv ausgerichtete Qualität des Terrorismus fest, die darauf zielt, Gesellschaften und politische Ordnungen zu destabilisieren. Das bisherige Instrumentarium des Westens, auf solche Herausforderungen zu reagieren, reicht nach Ansicht Ulrichs nicht aus.

Die Dinge ändern sich schneller als wir denken und nachkommen.
Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT

Der Journalist, der auch Leiter des Politikressorts ist, forderte ein Umdenken und Losmachen von herkömmlichen Denkschemata und richtete an das Publikum den Appell mitzudenken, was ein geeigneter Werkzeugkasten zur Terrorismusbekämpfung wäre.

„Terror fängt im Kopf an“

Ausgangspunkt von Ulrichs Überlegungen ist der Mittlere Osten, wo die Menschen nicht mehr weiter so leben wollten wie derzeit. Dieser Druck mache sich über drei Ventile, Aufstände, Terrorismus und Flucht Luft. Das Interesse des Westens habe sich bislang nur auf gesicherte Öllieferungen und das Existenzrecht Israels bezogen sowie darauf, dass aus der Region kein Terrorismus exportiert wird. Spätestens seit den massiven Fluchtbewegungen müsse aber zumindest Europa ein vitales Interesse daran habe, dass es den Menschen dort so gut geht, dass sie bleiben.  „Terror fängt im Kopf an“, warnte Ulrich. Nach seiner Meinung konnte Arabien die inkonsistente Politik des Westens nicht verstehen, der wegen billiger Öllieferungen nicht Demokratien, sondern Diktaturen unterstützt habe. Es sei aber ein Trugschluss, damit könne in der Region Stabilität erreicht werden.

Eine Frage der Moral?

Detailliert analysierte Ulrich die teils widersprüchlichen US-Obsessionen und -Interessen innen- und außenpolitisch und kam zu dem Schluss, dass Europa dringend eine eigene Politik für den Mittleren Osten entwickeln müsse. Ein Hindernis könne dabei allerdings die koloniale Vergangenheit vieler europäischer Staaten sein, die die Atmosphäre im Gespräch mit dem Mittleren Osten vergifte.
Sein Fazit: Zwischen Integration und Abschreckung müsse Europa Flüchtlingspolitik als Versöhnungspolitik begreifen und vom Rassismus zum Realismus, zum Humanismus wechseln.

Alles eine Frage der Moral? Ohne Geld und Militär wird es nicht gehen, aber zusätzlich brauchen wir auch Liebe, Respekt und Genauigkeit.
Bernd Ulrich

Moderiert von Tagungsleiterin Dr. Anja Opitz wurde in der anschließenden Diskussion sichtbar, wie emotional und hoch komplex das Thema ist. Deutlich wurde auch, dass es nicht eine richtige Antwort gibt und der Inhalt des geforderten Werkzeugkastens in einer weiteren Debatte bestehen sollte.


Bernd Ulrichs Vortrag auf der Homepage der ZEIT

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Den Vortrag hier nachlesen
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