Der steinige Weg aus der Nische
Fachtagung zur Zukunft der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften
Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 10.03.2018
Von: Sebastian Haas
Foto: APB Tutzing
# Bayern, Bildung und Wissenschaft
Download: Die Zukunft der Hochschulen für angewandte Wissenschaften
Die Zahl der Studierenden an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) kratzt an der Eine-Million-Marke. Das Modell angewandter Lehre und Forschung ist nicht nur bei den jungen Menschen beliebt – auch die wachsende Wirtschaft ist auf gut ausgebildete Kräfte angewiesen. Die Politik möchte die Hochschulen mit entsprechenden Programmen fördern. Wie können die HAW den hohen Ansprüchen gerecht werden? Gäste aus Hochschule, Politik und Wirtschaft haben das in gemeinsamer Runde diskutiert.
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Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing
So sieht's aus: 2,7 Millionen Studierende in Deutschland, davon in Bayern 368.000, und auf absehbare Zeit um die 425.000 Studienanfänger jährlich. An den 217 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) hierzulande wuchs die Zahl der Studierenden in den vergangenen zehn Jahren um 66 Prozent. Das Budget jedoch, das den HAWs gerade in Bayern im Vergleich zu den Universitäten zur Verfügung steht, ist gering: 200.000 Euro pro Professorin oder Professor im Vergleich zu 650.000 Euro, und kein oder kaum unterstützendes Personal bei hoher Lehrbelastung.
Was benötigen die HAWs für die Zukunft?
Sind die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften angesichts dieser Rahmenbedingungen für die Zukunft gerüstet? Ilse Bartke (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) formulierte die Herausforderungen:
- Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft
- Neue Berufszweige und neue Märkte
- Globalisierte Wirtschaft und internationaler Wettbewerb
- Der Mangel an Geld, qualifiziertem unterstützenden Personal und wissenschaftlichem Freiraum (sprich: Zeit)
Diese Aspekte wurden an zwei Tagen intensiv diskutiert – zum Beispiel mit dem Fraktionsvorsitzenden der CSU im Bayerischen Landtag Thomas Kreuzer, dem bayerischen Wissenschafts-Staatssekretär Bernd Sibler und dem Vizepräsidenten des Hochschullehrerbundes Jochen Struwe. Schwerpunkte der Diskussionen waren die Entwicklung des ländlichen Raumes, die Integration in regionalen Arbeitsmarkt und Gesellschaft, Sprachförderung und Sprachkompetenz, die Akademisierung der Berufswelt, die langfristige Finanzierung der und politische Bildung an den Hochschulen.
Auf dem Weg zur Mehrheitsfähigkeit
Die Präsidentin der Hochschule Neu-Ulm, Uta Feser, und Tobias Plessing (Hochschule Hof) betonten die Verdienste der HAW um gesellschaftliche Integration: „Hier treffen sich Lebenswege von überall her – doch die große gesellschaftliche Aufgabe der Hochschulen wird nicht genug gewürdigt. Diversität kann nur funktionieren, wenn man Zeit und Mittel hat, sich für Einzelne einzusetzen." Der Vorsitzende des Wissenschafts-Ausschusses im Bayerischen Landtag, Michael Piazolo, wies darauf hin, dass es gerade in großen Städten immer schwieriger wird, sich ein Studium leisten zu können. Dennoch sieht er die Regionalisierung der Hochschullandschaft ausgeschöpft: „Nicht jeder Abgeordnete kann in seinem Stimmkreis eine Hochschule bekommen."
Christoph Maas (HAW Hamburg) fasste zum Abschluss der Veranstaltung zusammen: „Hochschulen für Angewandte Wissenschaften unterscheiden sich von allen anderen tertiären Bildungseinrichtungen dadurch, dass sie sich etwa alle zehn Jahre neu ausrichten müssen – um Bewährtes zu erhalten und zugleich neuen Anforderungen gerecht zu werden. Aktuell geht es um den quantitativen Ausbau, die zunehmende Heterogenität der Studierendenschaft und letztlich um ihre neue Rolle im Hochschulsystem: der frühere Nischenanbieter ist auf dem Weg zur Mehrheitsfähigkeit."
Die gesamte Tagung dokumentiert in der Broschüre "Lehre, Forschung, Third Mission" (PDF-Download)
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