Menu

So verbessert Künstliche Intelligenz die Gesellschaft

Chancen für Wirtschaft, Forschung und Medizin

Künstliche Intelligenz ist in den vergangenen Jahren vermehrt in die Kritik geraten. Vor allem Berichte über Fake News und die damit verbundene Möglichkeit von gesellschaftlicher Polarisierung schüren Angst in der Gesellschaft. Dabei ist KI bereits in zahlreichen anderen Bereichen wie in der Medizin und der Wirtschaft ein sinnvolles und vielversprechendes Hilfsmittel, das der Gesellschaft in Zukunft noch mehr helfen könnte. Im Rahmen der Tagung "Künstliche Intelligenz verbessert Gesellschaft?!" der Akademie für Politische Bildung und acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften haben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die Potenziale von KI für die Gesellschaft, aber auch über die Bedeutung von Bildung und Aufklärung gesprochen.

Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 14.02.2024

Von: Konstantin Hadzi-Vukovic / Foto: Konstantin Hadzi-Vukovic

Programm: Künstliche Intelligenz verbessert Gesellschaft?!

Künstliche Intelligenz verbessert Gesellschaft?!

Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing. Bitte klicken Sie auf das Foto, falls die Galerie nicht lädt. Sie werden zu Flickr weitergeleitet.

In der Wirtschaft erfreut sich Künstliche Intelligenz zunehmender Beliebtheit. Laut einer Studie von McKinsey setzen bereits 55 Prozent der weltweiten Unternehmen KI ein. In der deutschen Wirtschaft hat der Einsatz von KI laut einer Studie von Bitkom erst 15 Prozent der Unternehmen erreicht. Für Andrea Martin, Leiterin des IBM Watson Center Munich, herrscht viel Nachholbedarf. "Deutschland hat erst spät das volle Potenzial von KI erkannt. Dabei kann KI Unternehmen sehr viel helfen und in verschiedenen Gebieten eingesetzt werden", sagt die Expertin. Den Nutzen, den KI für die Wirtschaft, aber auch für die Gesellschaft habe, sei enorm. In der Tagung "Künstliche Intelligenz verbessert Gesellschaft?!" der Akademie für Politische Bildung und acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften haben Fachleute aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik darüber gesprochen, welche konkreten Vorteile Künstliche Intelligenz der Gesellschaft bietet und wie diese sich an die neue Technologie gewöhnen kann.

KI als nützliches Werkzeug

"KI-generierte Systeme sind ein Tool, ein nützliches Werkzeug, das uns helfen kann", sagt auch acatech-Präsident Jan Wörner. Aus technologischer Perspektive sei KI eine Anwendung, die Probleme lösen kann, die wir Menschen ohne Hilfe nur schwer bewältigen können. Die Effizienz von Prozessen in verschiedenen Bereichen, von der Medizin bis zur Produktion, könne durch den intelligenten Einsatz von KI gesteigert werden. Diese Technologie biete Raum für innovative Lösungen bei komplexen Herausforderungen. "Ein Beispiel, das ich selbst als Ingenieur nennen kann, ist, dass KI bei der Vorhersage von Wasserrohrbrüchen verwendet wird", sagt er. Künstliche Intelligenz könne dabei den Menschen vor lebensgefährlichen Situationen retten.

Auch in der Medizin ist KI bereits seit einiger Zeit ein förderliches Werkzeug. Bei der Diagnose von Erkrankungen wie Krebs oder beim Erkennen von Hämatomen ist KI zuverlässiger und schneller als der Mensch. "Wenn KI und Mensch zusammenarbeiten, wird die Diagnose noch besser", sagt Wörner. In der Produktion von Gütern wird KI verwendet, um die Zusammenarbeit von Robotern und Menschen schadenfrei zu ermöglichen. Laut Andrea Martin gibt es viele Anwendungsgebiete im Bereich der Wirtschaft, wo KI Menschen bei der Arbeit unterstützt. Beispielsweise könne KI die Interaktion mit Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern optimieren. Standardisierte Anfragen, die an ein Unternehmen geschickt werden und normalerweise viel Zeit in Anspruch nehmen, arbeitet eine KI automatisiert ab.

Außerdem ist KI ein Werkzeug, das der Gesellschaft beim Gewinn neuer Erkenntnisse dient. "Unsere menschlichen Gehirne sind nicht in der Lage, so viele Daten auszuwerten wie ein Computer", sagt Martin. Als Entscheidungsunterstützung kann KI in Unternehmen eine essenzielle Rolle einnehmen. Die Fähigkeit von KI große Datenmengen präzise zu analysieren, trägt dazu bei, dass KI in Bezug auf Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen kann. KI könne zu einer effizienteren Verteilung und Nutzung von Ressourcen beitragen und dadurch langfristig Umweltauswirkungen minimieren, betont Wörner.

Regulierung von Künstlicher Intelligenz

Laut Ortwin Renn, dem ehemaligen Direktor des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung, ist jedoch eine Regulierung von KI notwendig. "Ein großes Problem, das durch KI entstehen wird, wird Desinformation sein", sagt er. Was fake sei und was nicht, werde aufgrund von KI schwieriger zu erkennen sein. "Es ist zwar nicht direkt die KI, sondern es sind Menschen, die dahinterstecken, trotzdem schafft KI Plattformen, die Fake News verbreiten", sagt Renn. Dadurch könne KI bereits existente Probleme wie die gesellschaftliche Polarisierung noch verstärken. Künstliche Intelligenz ist in der Lage, Menschen nachzuahmen oder zu fälschen. Die Anwendungen imitieren sowohl die Stimme als auch die Sprechart bestimmter Personen. Diese Fälschungen haben bereits ein gefährlich hohes Niveau erreicht. "Auf was für eine Gesellschaft laufen wir hinzu, wenn wir die Wahrheit nicht mehr erkennen können?", fragt der Journalist und Blogger Richard Gutjahr. 

Menschen die Angst vor KI nehmen

Sci-Fi-Literatur hat die Angst verbreitet, dass Künstliche Intelligenz den Menschen ersetzt. Fachleute halten sie für unbegründet. "Das Problem, das in der Gesellschaft besteht, ist fehlendes Vertrauen in die Künstliche Intelligenz. Das muss aufgebaut werden", sagt Martin. Gitta Kutyniok, Inhaberin des Lehrstuhls für Mathematische Grundlagen der Künstlichen Intelligenz an der Ludwig-Maximilians-Universität München, betont die Bedeutung einer gestärkten Informatikbildung. "Menschen müssen verstehen, was hinter KI steht und wie sie funktioniert." Das sei das Wichtigste, um die Partizipation zu stärken. "Denn um mit KI umgehen und ihr vertrauen zu können, muss man die Grundprinzipien verstehen", sagt Kutyniok.

Richard Gutjahr findet, dass alle Generationen eine bessere Medienerziehung nötig haben. "Wir dürfen nicht zulassen, dass wir als Gesellschaft eine ganze, ja sogar schon zwei Generationen mit der Technologie verhungern lassen", sagt er. "Das Schlimmste, was passieren kann, ist das KI eine reine Expertensache wird", sagt Jan Wörner. Man müsse die Chance nutzen, die die Gesellschaft jetzt hat, und den Menschen mit klarmachen, welchen Schaden und welche Vorteile KI bringen kann. Das sei das gleiche logische Nachdenken, das Menschen auch beim Autofahren machen. "Wir machen permanent einen Abgleich, zum Beispiel wie groß der Schaden ist, wenn ich 70 statt 50 fahre." Dieses Denken funktioniere und solle auch beim Nachdenken über KI übernommen werden.

Kontakt
Weitere News

So gefährdet KI-generierte Desinformation unsere Demokratie
Folgen und Risiken für die politische Öffentlichkeit


Digitalisierungswüste Deutschland?
Woran Verwaltung, Unternehmen und Bevölkerung bisher scheitern


Politische Bildung in der digitalen Welt
Ideen für autonomes, selbstbestimmtes und inklusives Lernen


Korrigiert ChatGPT bald das Abitur?
Wie Künstliche Intelligenz die Bildung verändert


Wer rastet, der rostet - auch in der Digitalisierung
Der Strukturwandel als gesamtgesellschaftliche Aufgabe