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Was können Einzelne zur Energiewende beitragen?

Workshops zu Erneuerbaren Energien und ökologischem Lebensstil

In den vergangenen Jahren hat Deutschland beim Ausbau Erneuerbarer Energien Fortschritte gemacht, insbesondere durch Solaranlagen und Windräder. Trotz dieser Erfolge stellt die Energiewende weiterhin eine immense Herausforderung für Politik und Gesellschaft dar. Die Umstellung auf Erneuerbare Energien erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch ein Umdenken im Energieverbrauchsverhalten und individuelle Anstrengungen zur effizienten Nutzung und Erzeugung von Energie. Die aktive Mitwirkung jedes und jeder Einzelnen zählt. Im Rahmen der Tagung "Mein Beitrag zur Energiewende: Individuell gestalten, gemeinsam bewegen" der Akademie für Politische Bildung und der Bayerischen EliteAkademie (BEA) haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops verschiedene Möglichkeiten der Mitwirkung an der Energiewende wie Balkonkraftwerke und die private Förderung von Windkraft kennengelernt.

Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 13.03.2024

Von: Konstantin Hadzi-Vukovic / Foto: Konstantin Hadzi-Vukovic

Programm: Mein Beitrag zur Energiewende

Mein Beitrag zur Energiewende

Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing. Bitte klicken Sie auf das Foto, falls die Galerie nicht lädt. Sie werden zu Flickr weitergeleitet.

"Ohne das ausreichende Verhalten jedes Einzelnen wird die Energiewende nie zustande kommen", ist Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft überzeugt. Parallel zu den gemeinsamen Anstrengungen beim Ausbau Erneuerbarer Energien sei es notwendig, dass jeder und jede die eigene Energieeffizienz verbessere. "Wir dürfen kein fehlendes Verantwortungsbewusstsein zulassen", sagt Alexander Eichberger von unserklima.jetzt. Jeder könne etwas unternehmen und müsse es auch. Wie Einzelpersonen zur Energiewende beitragen können, haben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen der Tagung "Mein Beitrag zur Energiewende: Individuell gestalten, gemeinsam bewegen" der Akademie für Politische Bildung und der Bayerischen EliteAkademie (BEA) erklärt. In Workshops hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, verschiedene Wege der Mitwirkung kennenzulernen.

Balkonkraftwerk: Sonnenenergie für den eigenen Haushalt

Ein Weg selbst zur Energiewende beizutragen ist, im eigenen Haushalt auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen. Von Solarenergie kann jeder Einzelne profitieren. Laut Holger Röhm vom Karlsruher Institut für Technologie ermöglicht die Sonne zwei Arten von Energienutzung: "Solarenergie in Wärme, dank der Solarthermie, oder in Elektrizität, anhand von Photovoltaikanlagen." Beim Balkonkraftwerk handelt es sich um eine kleine Photovoltaikanlage, die auf dem Dach oder auf der Terrasse montiert wird. Eine Photovoltaikanlage ist eine kompakte Einheit, die aus Solarmodulen als stromerzeugende Einheit, einem Wechselrichter und gegebenenfalls einem Montagesystem besteht. "Balkonkraftwerke sind einfach zu installieren und erfordern keine aufwendigen baulichen Maßnahmen", sagt Christian Dürschner vom Ingenieurbüro für Alternative Antriebe und Erneuerbare Energien. Die Module können sowohl auf Mehrfamilienhäusern mit Schrägdächern als auch auf Flachdachanlagen installiert werden. Balkonkraftwerke ermöglichen es auch Mietern und Eigentümerinnen von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern oder anderen Gebäuden ohne eigenes Dach, sauberen Strom aus Sonnenenergie zu erzeugen und zu nutzen. Je nach den örtlichen Vorschriften und den Präferenzen der Anlagenbetreiberin oder des Anlagebetreibers, kann die erzeugte Energie entweder direkt vor Ort im Haushalt verbraucht oder in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden.

Eigenbau einer Solarzelle

Holger Röhm zeigt, wie Bürgerinnen und Bürger eine eigene Solarzelle bauen können. Die Bestandteile sind Halbleitermaterialien wie Silizium, leitfähige Elektroden aus Kupfer oder Aluminium, Elektrolytlösungen und Glas oder Kunststoff zum Schutz der Zelle. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seines Workshops verwenden zum Bau ihrer eigenen Farbstoffsolarzelle Naturprodukte wie Hibiskus, Rote Beete und Brombeeren sowie heißes Wasser. Die rote Farbe absorbiert in hoher Konzentration die notwendige Energie und ermöglicht den Stromfluss in der Solarzelle. "Der Vorteil von Farbstoffsolarzellen sind die geringen Kosten und die einfache Herstellung", sagt Röhm. Außerdem sind sie gut recyclebar. Nach dem Bau der Solarzelle gibt es weitere Aspekte zu beachten. Wichtig bei der Positionierung der Solarzellen ist es, die maximale Sonneneinstrahlung zu erhalten. In der nördlichen Hemisphäre sollten Solarzellen idealerweise nach Süden ausgerichtet sein, um das meiste Sonnenlicht einzufangen. Der Neigungswinkel wird entsprechend der geografischen Breite des Standorts eingestellt. Optimal sind für Standorte in Mitteleuropa etwa 30 bis 35 Grad. 

Förderung von Windkraftanlagen

Andreas Weigand von der Klima- und Energieagentur der Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck und Landsberg a. Lech ist Experte für Windkraftanlagen. Die Windkraft könne in Deutschland ein enormes Potential haben, betont er. Sie nutzt die Bewegung der Luft und erzeugt damit kostenlose Energie. Allerdings ist für ihren Ausbau die aktive Partizipation der Bürgerinnen und Bürger von entscheidender Bedeutung. Eine einfache Möglichkeit, die Windkraft zu unterstützen, ist die Wahl eines Ökostromtarifs. Ein solcher Tarif, der ausschließlich Strom anbietet, der aus Erneuerbaren Energiequellen wie Windenergie oder auch Solarenergie und Wasserkraft gewonnen wird, trägt aktiv zur Nachfrage nach sauberer Energie bei. Ökostromtarife werden mittlerweile von viele Energieversorgern angeboten, da sie eine umweltfreundliche Alternative zu konventionellem Strom darstellen. Darüber hinaus kann jeder und jede Einzelne zur Förderung der Windkraft beitragen, indem er oder sie sich für den Ausbau von Windenergieanlagen in der Region einsetzt, beispielsweise durch das Engagement in Bürgerinitiativen oder durch die Unterstützung von Projekten zur dezentralen Energieerzeugung. Energiegenossenschaften sind ein Treffpunkt, um mit Gleichgesinnten das Ziel der ökologischen Energiegewinnung zu verfolgen.

Alltägliche Möglichkeiten der Mitwirkung an der Energiewende

Abseits von der Nutzung Erneuerbarer Energien können Bürgerinnen und Bürger Gewohnheiten in ihr eigenes Leben implementieren, um die Energiewende voranzutreiben. Dazu gehört, die eigene Mobilität umweltfreundlich zu gestalten und den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor zu reduzieren. "Falls ein Auto sein muss, kann man ein E-Auto fahren. Ansonsten sollte man auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad umsteigen", sagt Alexander Eichberger von unserklima.jetzt. Innerhalb der EU können Reisende statt des Flugzeugs den Zug nehmen. Es liegt in der Verantwortung jedes und jeder Einzelnen, aktiv zu handeln und die eigene Lebensweise energieeffizienter zu gestalten. Die Workshopgruppe um Elisabeth Braun von den NaturFreunden Thüringen kommt zu dem Schluss, dass es nötig sei, in der Position klar zu sein und die Polemik, die der Diskurs um die Energiewende mit sich bringt, zu ertragen. "Es ist wichtig, an Diskussionen teilzunehmen und nicht zuzulassen, dass die Aussagen von Fachleuten durch andere überschwemmt werden", sagt Braun. Der Mut, sich aus der eigenen Blase zu begeben und zu diskutieren, wird am Ende aber belohnt.

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