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15.10.2021 - 16.10.2021 / Tagung Nr. 41-1-21

Die Besserwisser-Gesellschaft

Glaubwürdigkeitskrise der Experten im digitalen Zeitalter

Leitung: Andreas Kalina

Sekretariat: Antonia Kreitner, Tel.: 08158 / 256-58

Die Tagung ist ausgebucht.

Unsere digitalisierte Wissensgesellschaft ist Bürde und Segen zugleich. Fakten und atomisiertes Wissen sind im Zeitalter von Google & Co. allgemeinverfügbar und in Sekundenschnelle abrufbar. Das Wissen erfährt eine nie da gewesene Demokratisierung. Doch seine Qualität leidet an der Menge und Unübersichtlichkeit der Informationen: Die Grenzen zwischen Fakten, "alternativen Fakten" und gar Verschwörungsmythen verschwimmen zusehends. Stattdessen erleben wir konkurrierende Wissens- und Wahrheitsansprüche: Vor allem, wenn wissenschaftliche Erkenntnis im Kontrast zur eigenen Intuition, Erwünschtheit oder den Ergebnissen von Suchmaschinenanfragen steht. Folge ist ein wachsender Zwiespalt zwischen einer selbsterklärten bzw. ergoogelten Expertise der Menschen auf der einen Seite und den (abwägenden) Positionen der Fachwissenschaften auf der anderen - und mit ihnen eine tendenzielle Delegitimierung evidenzbasierten Expertenwissens. Zu diesem Zwiespalt trägt auch die Verwissenschaftlichung der Politik bei. Denn im Angesicht der gegenwärtigen Krisen scheinen Politikergebnisse oft durch Aussagen der Wissenschaft vorgegeben. Das Essenzielle der Politik - die Einholung von Standpunkten auch aus der Gesellschaft, die Profilierung von Alternativen und der Wettbewerb um die beste Lösung - wird wegrationalisiert, als ob es nur die eine, expertokratische Antwort gäbe. Die sich daraus ergebenden emotionalen Ambivalenzen und kognitiven Dissonanzen fordern politische Prozesse und den gesellschaftlichen Zusammenhalt heraus. Mit unserer Tagung möchten wir diese Spannungsfelder aufgreifen. Wir werden danach fragen, wer im Wissenschaftlichen, wer im Öffentlichen, wer im Politischen Experte ist - und wer für wen Experte sein darf. Dabei wird es ebenso um Kommunikationsprozesse, Deutungshoheiten wie auch um machtpolitische Aspekte des Wissens gehen. Im Kern aber geht es um die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts.