"Ist das Leben gut gewürzt, kann es so schlecht nicht sein."

Es ist ein Abend, der politisch anfängt. Direkt im ersten Lied geht es um die AfD und Hass, über Populismus und Lüge. Doch bei der Politik bleibt es nicht lange, vielmehr wendet sich die Kabarettistin Lucy van Kuhl den wirklich wichtigen Themen zu: Halbleeren Chipstüten, "Shrinkflation" und weiteren Marketinglügen. Denn: So oft steht etwas auf der Verpackung drauf, und am Ende ist nichts als heiße Luft drin. Oder Moment, ist das nicht auch politisch? Mit ihrem Programm "Geschickt verpackt" lud Lucy van Kuhl auf eine Reise hinter Erwartungen und Äußerlichkeiten ein. Sie sezierte im Kulturprogramm der Akademie für Politische Bildung die Absurditäten unserer Gesellschaft und fragt sich: Warum das ganze Theater?

Ach ja, der liebe Wahnsinn…

Für Lucy van Kuhl ist es ein schmaler Grat zwischen jung geblieben und kindisch, und noch schwerer ist es nicht dem Zynismus des Alters zu verfallen. Doch wenn das passiert, kann es lustig werden, zumindest wenn man die inhärente Tragik ignoriert. Rachsüchtige Eheleute, genervte Kinder und der Wunsch nach einem schnellen Ende treiben die Hauptcharaktere von Lucy van Kuhls Chansons immer weiter in den Wahnsinn. Am Ende gewinnt vor allem das Publikum, das sich vor Lachen biegt.

Die Vergänglichkeit des Lebens

Doch es ist auch ein Abend, der sehr persönlich wird. Lucy van Kuhl berichtet von ihren Erfahrungen mit dementen Familienmitgliedern und wie diese in eine fremde Welt abtauchen, teilweise für immer. Man möchte sie packen und in die Realität zurückholen, doch wie? Oft sei der beste Umgang das Akzeptieren der Krankheit, nicht mehr dagegen ankämpfen und die Angehörigen nicht noch mehr verwirren - so die Kabarettistin. Vielmehr lohne es sich gemeinsam in die Fantasie abzutauchen. Lucy van Kuhls Lieder treffen hart und sorgen für die nötige Portion Weltschmerz, bei dem sich nur wenige ein Tränchen verkneifen können.

Die Mischung machts

Am Ende geht niemand aus der Akademie, ohne eine emotionale Reise gemacht zu haben. Das liegt vor allem an der Vielseitigkeit des Programms: Lucy van Kuhl singt, tanzt, arbeitet mit Licht und Dunkelheit - und spricht dabei mit dem Publikum über Popkultur, Alltagserlebnissen und die ganz großen Themen des Lebens. So schafft sie es, allen Besucherinnen auf Augenhöhe zu begegnen. Und anstatt im Angesicht der schweren und belastenden Themen der Schwermütigkeit zu verfallen, bringt Lucy van Kuhls Schlussappell Hoffnung und fasst den Abend und alle erlebten Emotionen treffend zusammen: Ist das Leben gut gewürzt, kann es so schlecht nicht sein.