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Heimatabend mit Maxi Schafroth

Der Kabarettist bringt Tutzing mit seinem Programm "Faszination Bayern" zum Lachen

Ob Allgäuer Sparsamkeit oder Starnberger Statussymbole: Maxi Schafroth verteilt seine Scherze fair über den Freistaat. Mit seinem Soloprogramm "Faszination Bayern" und seinem Gitarristen Markus Schalk war der Kabarettist zu Gast in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.

Tutzing / Kultur / Online seit: 14.12.2022

Von: Beate Winterer / Foto: Beate Winterer

Programm: Kultur am See: "Faszination Bayern"

Faszination Bayern: Ein Kabarettabend mit Maxi Schafroth

Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing. Bitte klicken Sie auf das Foto, falls die Galerie nicht lädt. Sie werden zu Flickr weitergeleitet.

"Bei dem Schnee freut sich der Starnberger über seinen Geländewagen. Wenn's schneit, hat man kein so schlechtes Gewissen wegen der 18 Liter. Wenn's schneit, kann der Klimawandel nicht so schlimm sein", erklärt Maxi Schafroth. Im ersten Schneegestöber des Winters hat er sein Programm "Faszination Bayern" im Rahmen des Kulturprogramms der Akademie für Politische Bildung in Tutzing gezeigt. In seinem "Heimatabend vom Heimatministerium" scherzt er über Starnberger Statussymbole wie Geländewagen, Seegrundstücke und Pelzkragen genauso wie über die Allgäuer Sparsamkeit - stilecht im Lodenjanker, "dem Kampfanzug des Raiffeisenvorstands".

Bayerische Bräuche vom Allgäu bis zum Starnberger See

Vor rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauern stellte er im Auditorium der Akademie seine liebsten bayerischen Bräuche vor. Besonders gut kam beim lokalen Publikum das "Starnberger Gratlerscheuchen" an: Der Starnberger mit dem niedrigsten Bruttojahreseinkommen wird dabei nackt durchs Dorf getrieben und mit seiner Steuererklärung an den Maibaum gefesselt. "Ist nicht böse gemeint! Und wird auch nur auf der anderen Seite vom See praktiziert", versichert Schafroth dem lachenden Publikum.

Auch aus seiner Heimat, dem Allgäu, hat er einen alten Brauch mitgebracht: das "alemannische Grubengraben". Der Hintergrund ist, Dinge so zu entsorgen, dass man nicht dafür zahlen muss. Das sieht dann so aus: In kleinen Ortschaften wird ein Loch gegraben und darin alles versenkt, was nicht mehr gebraucht wird, vom Opel Kadett über den FCKW-Kühlschrank bis zu den Winterreifen, deren Profil sich nicht mehr nachschneiden lässt. "Dann wird alles zuplaniert und ein Festzelt draufgestellt. Da singen dann alle das alemannische Lied 'Schalalalala'", erklärt Schafroth.

Am Starnberger See habe man freilich andere Probleme, zum Beispiel ein weggeschimmeltes Bootshaus. Oder die "Pattex-Brigade", die dem Geländewagen die Autobahn nach München versperrt. Daheim im Allgäu verklebt höchstens der Papa den FI-Schalter mit Pattex, um Energie zu sparen. Den anwesenden Achtzylinder-Besitzern erspart er weitere Spartipps. Schließlich wisse man in Tutzing, "dass es klüger ist, den Lebensunterhalt durch Besitzstand statt durch Arbeit zu bestreiten - auch steuerlich", sagt Schafroth. Lachen aus dem Publikum. "Dazu mehr am Sonntagnachmittag in der VHS Pöcking." Noch lauteres Lachen.

Maxi Schafroth genießt das volle Haus nach zwei Jahren Pandemie

Wie froh Maxi Schafroth über die Zuschauerinnen und Zuschauer im Saal ist, wird spätestens klar, als alle gemeinsam "Kässpätzle will i!" singen. Schafroth tanzt und jazzt auf der Bühne, besingt die "crispy, crunchy onions on top", begleitet von Markus Schalk auf der Gitarre. Die Pandemie hat dem Kabarett zugesetzt. Es sei merkwürdig, wenn ein 500er-Saal ausverkauft ist mit 28 Leuten. "Wir haben uns das schön geredet, die Leute haben viel Platz. Bei Geflügel wäre das der Demeter-Standard", sagt Schafroth. Jetzt denkt er beim Blick von der Bühne an die konventionelle Landwirtschaft. "Man sitzt wieder zu eng auf dem Nachbarn, obwohl man sich schon ein Seegrundstück teilen muss", scherzt er und grüßt den Maserati-Club Feldafing und die Starnberger Landfrauen mit ihrer 1. Vorsitzenden Augustine Hopfenzitz-Onassis.

Er habe das Gefühl eines vollen Hauses vermisst. Das sei ihm auch beim digitalen Nockherberg bewusst geworden, auf dem er 2020 als Fastenredner auftrat. "Die analogen Leute fehlen. Den Aiwanger muss man riechen. Diese menschliche Wärme, diese Backen. Das ist nicht rot, das ist infrarot, wie die Lampen im Stall. Solche gibt's bei uns im Allgäu auch, solche rotbackerten Kachelofenkinder."

Kabarett vom Nockherberg bis nach Berlin

Hier wird es kurz politisch zwischen Maxi Schafroths Familiengeschichten aus dem Allgäu und Geländewagen-Witzen. Er erinnert sich an den Nockherberg 2019, spricht über die CSU als "in Loden gehüllte bajuwarische Urgewalt". Deren "Karriereauge" sei immer beim Söder - auch wenn man gerade in einen Kartoffelknödel sticht.

2019 war Maxi Schafroth aber nicht nur am Nockherberg, sondern gemeinsam mit seinem Gitarristen Markus Schalk auch oft in Berlin. "Wir haben es nach Berlin geschafft, der Söder nicht", kichert der Kabarettist. "Auf einen Schlag war der Markus weg vom Fenster. An einem Tag noch mit dem Privatjet nach Berlin, am nächsten mit Bischof Betram Meier im Allgäu die Nebelhornbahn einweihen", fasst er die Ereignisse im Frühling 2021 zusammen.

Das Allgäu kommt in Schafroths Geschichten nicht nur vor, wenn es um Markus Söder geht. Er erzählt vom Schulbus, mit dem er stundenlang über die Dörfer gefahren wurde ("Wir haben's nicht leicht gehabt."), in dem Schulkinder in den 90er Jahren aber immerhin noch Rauchen durften. Es geht um Skitage, bei denen seine Familie den Kosten-Nutzen-Schnitt des Skipasses in unterirdische Tiefen drückte ("Der Rekord von meinem Papa liegt bei 17 Cent pro Abfahrt. Danach war er fünf Wochen auf Reha."). Erst beim Skifahren mit Freunden aus München habe er später festgestellt, dass Skifahren auch Spaß machen kann - oder wie Schafroth es zusammenfasst: "Sie lachen beim Geld ausgeben, wir weinen beim Geld ausgeben."

Münchner Manufactum-Gschichten

Auch München ist immer wieder Schauplatz seiner Anekdoten. Der gebürtige Allgäuer lebt inzwischen dort und hat vor seiner Kabarett-Karriere als Bankkaufmann gearbeitet. Anders als im Allgäu zeigt man in München, was man hat. Schafroth spricht von Männern im Goldknopfsakko mit mintgrünem Einstecktuch und denen, die Cordhosen "auch in pfiffigen Farben" tragen und bei Manufactum einen Klappspaten für 600 Euro kaufen. Um Manufactum geht es in vielen von Schafroths München-Witzen, unter anderem im Zusammenhang mit untaillierten Ski. Wer Manufactum nicht kennt, bekommt die Erklärung nachgeliefert: "Eine Art Raiffeisen-Lagerhaus für Neureiche. Wenn Sie einen schlechten Tag haben und lachen wollen, gehen Sie da rein", empfiehlt er dem Publikum.

Nach mehr als zwei Stunden Gaudi-Feuerwerk vom Allgäu bis zum Starnberger See geht Maxi Schafroth dann bei seinem eigens verfassten Tutzing-Lied der Text aus. Er biegt sich vor Lachen, während Markus Schalk unbeirrt weiterspielt. Wie bisher gibt der Gitarrist auch jetzt keinen Mucks von sich. "Wir sind der Söder und der Aiwanger des Kabaretts. Einer redet stundenlang, der andere schaut rotbackert zu", hat Schafroth den Gästen schon vorhin erklärt. Jetzt imitiert er Shakira, weil ihm der Ausgang des Tutzing-Lieds weiterhin nicht einfällt. "Ich hoffe, ich hatte nicht mehr Spaß als ihr?", fragt er das Publikum und hört gar nicht mehr auf zu Lachen. Der Applaus beantwortet seine Frage.

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