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Akademie heißt neue Dozentinnen willkommen

Kinza Khan und Giulia Mennillo übernehmen die Bereiche Medien und Wirtschaft

Im Juni 2021 durfte die Akademie zwei neue Kolleginnen begrüßen: Zum 1. hat Kinza Khan die Dozentur für den Bereich Medien, Journalismus und Politische Kommunikation angetreten. Zum 15. stieß Dr. Giulia Mennillo als Dozentin hinzu, die für die Themen Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik sowie Nachhaltigkeit verantwortlich ist. Sie trafen sich zum Gespräch über ihre neuen Stellen, was sie vorhaben und wo Schnittpunkte zwischen ihren Themen sind. Ein Ausschnitt, der im Akademie-Report 3-2021 erschienen ist.

Tutzing / Akademie-Report / Online seit: 29.07.2021

Von: Dr. Kinza Khan, Dr. Giulia Mennillo / Foto: Beate Winterer

Akademie-Report 3/2021

Weltbühne Olympia
Akademie-Report 3/2021

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Khan: Sie sind von Singapur für die Stelle an der Akademie in den Landkreis Starnberg gezogen, warum war die Stelle so attraktiv für Sie?

Mennillo: Die Akademie für Politische Bildung kenne ich aus meiner Zeit als Doktorandin. Als Referentin an einer Tagung zum Thema Wirtschaftskrisen beindruckte mich die Akademie als Forum des Austauschs im politischen Diskurs, das Ringen um das beste Argument zwischen den Tagungsteilnehmern, den Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Persönlich bin ich kein Fan von akademischen Elfenbeintürmen. Sozialwissenschaft muss in gewissem Maße auch gesellschaftspolitisch relevant sein. Diesen Auftrag zur erfüllen, Themen zu setzen und Diskussionen anzuregen erlaubt die Dozentur an der Akademie auf einzigartige Weise. Was hat Sie bewogen, Frau Khan?

Khan: In dieser Stelle kann ich Journalistin und Forscherin zugleich sein. Nach langjähriger Arbeit u. a. für ZDF, SWR und F.A.Z.-Fachverlag bin ich in die Wissenschaft gegangen, um meine journalistische Arbeit theoretisch und empirisch zu reflektieren. In meiner Dissertation beschäftige ich mich beispielsweise mit Vorwürfen gegen Medienschaffende und unserem Russlandbild in den deutschen Printmedien, in Zusammenhang mit soziologischen Theorien über das Denken und Formulieren. An der Akademie kann ich journalistische Fachthemen wissenschaftlich weiterdenken und die Erkenntnisse für die politische Bildungsarbeit und zur Fortbildung für Journalistinnen und Journalisten nutzen, beispielsweise im Rahmen von Radiotagen oder Recherchewerkstätten. Wo sehen Sie konkreten Handlungsbedarf?

Mennillo: Besonders akut im Moment sind die kurzfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft. Der Staat ist in einem nie dagewesenen Maße aktiv geworden um - wortwörtlich - den "Laden am Laufen zu halten". Eine Diskussion um diese Maßnahmen und deren Folgen nicht nur im Bereich Wirtschaft, aber auch Gesellschaft ist Thema meiner ersten großen Fachtagung, die Anfang Dezember an der Akademie stattfinden wird.

Khan: Was sind das für Folgeeffekte, die Sie ansprechen?

Mennillo: Schauen wir zum Beispiel auf die Auswirkungen im Bereich Geld- und Fiskalpolitik. Die Schuldenbremse oder die "Schwarze Null" zu lockern oder gar aufzuheben wäre vor Corona in der Bundesrepublik über die meisten politischen Parteien hinweg undenkbar gewesen. Der Staat hat zur Pandemiebekämpfung Unterstützungsmaßnahmen ganz neuen Ausmaßes auf den Weg gebracht. Ob dies einen Paradigmenwechsel einläutet, was das Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft angeht, oder wir bald wieder auf den bisherigen Pfad kommen, bleibt noch zu sehen. Die Pandemie hat in vielen Bereichen disruptive Veränderungen eingefordert, die in Normalzeiten in dieser Form unmöglich gewesen wären. Denken Sie nur an den Bereich Digitalisierung und E-Commerce, oder auch an das dezentrale Arbeiten. Die technischen Möglichkeiten waren ja schon vorher da. Aber die Pandemie hat alte Gewohnheiten und Denkmuster vielleicht nicht komplett überwunden, aber zumindest zum Bröckeln gebracht. In einer zweiten Tagung werde ich mich den Parallelen zwischen der Pandemie und der ökologischen Krise widmen. Bei beiden Herausforderungen können wir beobachten, dass sowohl Beschleunigungs- als auch Bremseffekte zu Tage treten. Kurzfristiges Denken verhindert zuweilen, dass Kapazitäten mobilisiert werden, um die jeweiligen He­rausforderungen nachhaltig in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig herrscht in beiden Krisen das Denken in konstruierten Dichotomien: Wirtschaft versus Pandemie einerseits, oder Klima versus Wirtschaft andererseits. In beiden Fällen ist die große Frage, wie ein Wirtschaften möglich ist, das die ökologischen Grundlagen, auf denen eben dieses System ruht, nicht zerstört. Im Fall der Pandemie; wie kann eine Ökonomie weiterhin funktionieren, ohne dass sie auf Kosten der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger geht, die diese Wirtschaft ausmachen als Konsumenten, Mitarbeiterinnen etc. Wie ging es den Medien in diesen Zeiten?

Khan: Krisenberichterstattung an sich ist ein kritischer Bereich. Nun haben wir es hier mit einer Krise der öffentlichen Gesundheit globaler Dimension zu tun, in der aber jeder von uns ganz persönlich betroffen ist. Für die Journalistinnen und Journalisten heißt das: Sie müssen in ihrer Funktion als Informierende dreierlei tun. So müssen sie die Komplexität von gesundheitsbezogenen Informationsquellen wie Zahlen und Statistiken begreifen, wissenschaftlich komplexe Zusammenhänge für die breite Öffentlichkeit verständlich aufbereiten (was gelegentlich zu Disputen mit Virologen führt), und in dem vorliegenden Fall abwägen, ob sie die gesellschaftlich-öffentliche Ebene wie Politik, Wirtschaft oder Kultur beleuchten oder die gemeinschaftlich-private Sphäre. All das findet statt unter erschwerten Bedingungen wie eingeschränkter Mobilität. Wie gut das der Branche insgesamt gelungen ist, wird sich noch zeigen, belastbare empirische Studien zum Thema fehlen bis dato. Aber weil das Thema Datenjournalismus so komplex und wichtig zugleich ist, bereite ich für kommendes Jahr eine Tagung mit Fortbildungscharakter dazu vor. Was sind für Sie die Themen der Zukunft in Ihren Arbeitsbereichen?

Mennillo: Prozesse wie die Digitalisierung und KI sind Tiefenströmungen, die unsere Gesellschaft grundlegend verändern. Hierzu wird es eine dreiteilige Veranstaltungsreihe zum Thema "Zukunft der Arbeit - Arbeit der Zukunft" geben. Sei es die Individualisierung und die Dualisierung des Arbeitsmarkts, die Zunahme der "Gig Economy" und neue Formen der Erwerbstätigkeit, die andere Verständnisse von Arbeitnehmerschutz und Selbstständigkeit hervorbringen, werden wir u.a. bearbeiten. Spielt das Thema KI für Sie eine Rolle?

Khan: Die Anwendungsoptionen von Künstlicher Intelligenz allein im Bereich Journalismus sind so vielfältig wie vielversprechend. Bereits heute helfen Algorithmen etwa bei der Recherche großer Datenmengen, die einzelne Menschen nicht mehr auswerten könnten. In den Bereichen Wetter- und Sportberichterstattung gibt es sogar, und auch schon länger, automatisierte Textproduktion, was auch beispielsweise zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2021 eingesetzt wurde - hier hat zum Beispiel der Mitteldeutsche Rundfunk automatisierte Wahlberichte für Gemeinden und Wahlkreise angeboten. Das ist also ein großes und spannendes Feld.

Mennillo: Was Sie beschreiben, erinnert mich stark an die Veränderungen, die gerade im Finanzmarkt stattfinden im Bereich Fintech. Auch hier zeichnen sich disruptive Entwicklungen ab; Krypto- und digitale Währungen, Blockchain-Technologie, automatisiertes Handeln. All dies eröffnet neue Geschäftsbereiche, stellt aber auch den Gesetzgeber vor enorme Herausforderungen. Ob KI und diese neuen Technologien in der Finanzbranche bessere Produkte hervorbringen und zu Gunsten der Allgemeinheit gehen, bleibt noch zu sehen. Das scheint ja auch eine offene Frage im Journalismus zu sein.

Khan: Dann sollten wir uns dazu zusammenschließen. Vielen Dank für das Gespräch.

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