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Wolfgang Krebs bringt Politiker in den Himmel

Der Kabarettist zeigt sein Programm an der Akademie

Edmund Stoiber, Horst Seehofer, Markus Söder: In den Rollen der bayerischen Ministerpräsidenten wurde Wolfgang Krebs bekannt. In seinem neuesten Programm "Vergelt's Gott!" versuchen sich die Politiker ihren Platz im Himmel zu sichern und treten mit König Ludwig II. in Verhandlungen, der inzwischen geheimer Rat von Petrus ist. Das Publikum an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing krümmte sich bei ihren Reden vor Lachen.

Tutzing / Kultur / Online seit: 09.07.2021

Von: Beate Winterer / Foto: Beate Winterer

Programm: Kultur am See: Vergelt's Gott!

Vergelt's Gott! Kabarett mit Wolfgang Krebs

Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing. Bitte klicken Sie auf das Foto, falls die Galerie nicht lädt. Sie werden zu Flickr weitergeleitet.

"Warum ist der bayerische Himmel so leer wie ein veganes Wirtshaus in Altötting?", fragt Kabarettist Wolfgang Krebs. Er ist wie schon im vergangen Jahr an der Akademie für Politische Bildung in Gestalt und Stimmbänder des ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber geschlüpft - seine Paraderolle. Der trägt aber nicht wie sonst Trachtenjanker, sondern ein weiß-blaues Engelskostüm samt goldener Flügel. Denn nach Jahrzehnten wurde der direkte Draht der Bayerischen Staatskanzlei zwischen Himmel und Hofbräuhaus reaktiviert. Die Lage ist ernst: Die Hölle ist voller bayerischer Politiker, im Himmel kommt seit Jahren keiner mehr an. Im neuen Programm "Vergelt's Gott!" von Wolfgang Krebs ruft der Himmel die Politik zum Raport.

Menschenflüsterer Stoiber reist zwischen Himmel und Erde

König Ludwig, seit 2007 geheimer Rat von Petrus persönlich, hat Edmund Stoiber zu seinem irdischen Ansprechpartner gemacht. Schließlich braucht er "einen Menschenflüsterer", einen der in zehn Minuten nicht nur zwischen Hauptbahnhof und Flughafen, sondern auch zwischen Himmel und Erde reisen kann. Kein Problem für den Krebs-Stoiber. Er war schließlich "schon immer jenseits von Gut und Böse". Und so nimmt er die neue Aufgabe als "Pfosten... Brückenpfosten... Brückenpfeiler!" gerne an und ist "im Himmel und auf Erden gleitsichtig". Sie wissen schon... In der Rolle von Edmund Stoiber stottert sich Wolfgang Krebs routiniert durch das Programm und das Publikum krümmt sich vor Lachen. Peter Gauweiler wirft er erst "bläd-römische", dann "spät-böhmische Dekadenz" vor, weil der so viel Geld verdient. Und er findet schnell eine Erklärung, warum in Bayern so viele Katholiken leben. Buddhismus und Hinduismus ist nämlich nichts für CSUler. Schließlich glauben diese Religionen an keine übergeordnete Macht. "Aber CSUler brauchen in jedem Ort einen Leithammel - und wenn's das letzte Rindviech ist."

Aiwanger: Berlin statt Jenseits

König Ludwig hätte sich Hubert Aiwanger zwar "nicht einmal als Hofnarren gehalten", wie der Monarch dem Publikum verrät. Dafür macht der Freie Wähler Edmund Stoiber im Programm von Wolfgang Krebs zunehmend Konkurrenz - ganz ohne Stottern, dafür in breitestem Niederbayerisch. Und Aiwanger hat sogar herausgefunden, dass sein Dialekt zu den intelligentesten der Welt gehört - und zu den ökonomischsten. "Wir kommen nämlich mit vier Vokalen aus", erklärt er stolz. Auch ins Paradies hat Niederbayern gute Beziehungen. Der "Opfe" stammt nämlich von einem Obstbauern aus Bodenmais. "Der hat auch die Schlange besorgt", weiß Aiwanger. Wohin bayerische Politiker nach ihrem Ableben gehen, kann er zwar nicht sagen. Er berichtet aber von einem Defizit an Milchkühen im Jenseits. Oder war das die Landeshauptstadt München? Man weiß es nicht so genau... Ist aber auch gar nicht so wichtig, denn Aiwanger selbst möchte auch gar nicht gleich ins Jenseits, sondern erstmal als Bundestagsabgeordneter nach Berlin, "damit ich den Söder endlich los bin. Bitte unterstützen Sie mich bei meinem Ansinnen!", fordert er das Publikum auf.

Horst Seehofer findet zwar, "dass es nicht losgehen kann, dass sich eine CSU-Mitgliedschaft negativ auswirkt an der Pforte". Er selbst würde notfalls aber auch zu seinen Parteikollegen in die Hölle gehen. "Mir ist nur wichtig, dass ich woanders hinkomme als Markus Söder. Stell dir vor, du sitzt mit ihm auf einer Wolke und er will immer Wolkenanführer werden", erklärt er den Gästen im Publikum und schickt seine typische Mischung aus Lachen und Grunzen hinterher. Auch über andere Kolleginnen und Kollegen in der Politik weiß er wenig Positives zu berichten. "Drei Tage nicht duschen, Ravioli essen und leicht einen sitzen... Andere gehen dafür aufs Festival, ich ins Home Office", zitiert er Heiko Maas. In der Zusammenarbeit mit Julia Klöckner sei ihm aufgefallen: "Alles, was in unserem Erste-Hilfe-Kasten noch fehlt, ist eine Zwangsjacke!" Und bei Ursula von der Leyen kommt er sich inzwischen vor wie beim Eurovision Song Contest, wenn sie ihre Reden als Präsidentin der EU-Kommission in drei Sprachen hält. Immerhin für Armin Laschet hat er ein Kompliment übrig: "Gegen Olaf Scholz ist er ein heißblütiger Alligator!" Da stimmt ihm der Krebs-Stoiber zu: "Jede Parkuhr hat mehr Charisma als Olaf Scholz."

Merkel: "Wir schaffen das!"

Auch sprachlich macht Wolfgang Krebs einen Ausflug in die Bundespolitik. Zum ersten Mal bringt er Kanzlerin Angela Merkel auf die Bühne in Tutzing. Eine Rolle, die es durchaus verdient hätte, öfter dort zu stehen. Die scheidende Kanzlerin beklagt sich über die Regenwolken über dem Starnberger See. Das letzte Mal war sie nämlich bei schönerem Wetter in Bayern, am Chiemsee. 120.000 Euro hat der Freistaat im 2020 für ihren Besuch und die Fotos mit Markus Söder auf dem Schiff ausgegeben. "Für das Geld hätte ich mir einen interessanteren Gesprächspartner gewünscht", meint die Krebs-Merkel. Und wie Horst Seehofer beschäftigt auch sie sich vor dem Ruhestand mit den Kollegen: "Beim Kurz komme ich nicht in Versuchung. Dem will ich immer Kakao machen und ihn warm zudecken. Und Boris Johnson: Sich als Regierungschef selbst die Haare schneiden, das muss man bringen." Für ihre deutschen Kollegen hat sie sich ein Krippenspiel ausgedacht. Armin Laschet bekommt die Rolle des Ochsen ("Er käut alles wieder."). Den Esel spielt Friedrich Merz, der sich "für Geld vor jeden Karren spannen lässt". Als Stern von Bethlehem soll Andreas Scheuer auftreten, "damit er zumindest einmal in seinem Leben der Hellste ist." Markus Söder bleibt die Hauptrolle des Jesuskinds verwehrt - aus Sorge, Horst Seehofer könnte die drei Weisen sonst ausweisen lassen, damit Söder keine Geschenke bekommt.

Der Auftritt im Programm von Wolfgang Krebs ist Söder, dem "gefühlten Bundeskanzlerkandidaten der CSU-Herzen", jedoch sicher. "Bayerns oberster Bienenretter und Artenschützer" sinniert grinsend und komplett ohne harte Konsonanten über die Zeit, in der er als Finanzminister noch "Gewerbegebiete gefördert hat, dass der Betonmischer heiß gelaufen ist". Jetzt kämpft er nicht nur gegen den Klimawandel, sondern auch gegen die Wohnungsnot. "Da mach ma so vieles, das kann man gar nicht einzeln aufzählen...", erklärt er dem Tutzinger Publikum. Den meisten Grünen-Wählern dürfte das ohnehin egal sein. "Die wohnen in einem Einfamilienhaus oder in einem Baumhaus im Hambacher Forst", sagt der Krebs-Söder, bevor er aufbricht, um gleichzeitig in drei Talkshows zu sitzen. Aber kommen er und die anderen CSUler auch in den Himmel? "Wir schaffen das!", ist sich Angela Merkel sicher.

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