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Der digitale Bürgermeister

Social-Media-Workshop für Kommunalpolitiker

Kommunalpolitik findet nicht mehr nur im Gemeinderat und am Stammtisch statt, sondern auch auf Social Media. Im Workshop "Der digitale Bürgermeister" haben Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker gelernt, wie sie Facebook und Co. für ihre Bürgerkommunikation nutzen können.

Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 12.10.2020

Von: Beate Winterer / Foto: Anna-Lena Engelen

Programm: Der digitale Bürgermeister

Programm: Der digitale Bürgermeister

Social Media für Kommunalpolitiker

Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing. Bitte klicken Sie auf das Foto, falls die Galerie nicht lädt. Sie werden zu Flickr weitergeleitet.

"Wir dürfen das Social Web nicht den undemokratischen Kräften überlassen", sagt Markus Kaiser, Professor für Praktischen Journalismus an der TH Nürnberg. Deshalb empfiehlt er auch Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern, auf Facebook, Instagram und Co. aktiv zu werden. Hinzu kommt, dass sie dort auch Bürger erreichen, die längst keine Tageszeitung mehr abonniert haben und kaum am Vereinsleben im Ort teilnehmen. Um Bürgermeisterinnen, Kreisräten, Stadträtinnen und Landräten den Einstieg in die sozialen Netzwerke zu erleichtern, haben Experten aus Kommunikationswissenschaft und Journalismus Vorträge und Workshops an der Akademie für Politische Bildung und der TH Nürnberg angeboten.

Qualität statt Quantität

Zunächst geht es um die Frage, welche Plattform für Kommunalpolitiker die richtige ist. Facebook? Twitter? Instagram? Oder gar TikTok? "Bloß nicht verzetteln und überall dabei sein", rät Kaiser. Hochwertige Inhalte auf einem Kanal seien sinnvoller als austauschbarer Content, der breit gestreut wird. Müsste Kaiser sich für ein Netzwerk entscheiden, würde er Facebook wählen und auch in Gruppen aus der Stadt oder Gemeinde mitdiskutieren. "Die ganz Jungen erreichen Sie da aber nicht mehr", gibt er zu. "Die sind bei Instagram oder schon bei TikTok."

Emotionen statt Informationsflut

Ist der eigene Account erstmal erstellt, geht es an die Umsetzung. "Aber nicht zu schnell schießen", warnt André Haller von der FH Kufstein. Er empfiehlt, zunächst eine Strategie zu entwickeln: Welche Themen sind tatsächlich relevant, welche ziehen nur am Stammtisch? Womit punktet der politische Gegner? "Knallharte Kommunalpolitik interessiert die wenigsten", sagt der Kommunikationswissenschaftler. Was ankommt, sind Emotionen, Personalisierung und Humor. Das können alte Fotos aus dem Ort, ein Video vom Besuch beim Lieblingsmetzger oder eine Online-Bürgersprechstunde sein.

Ein Bürgermeister, der all das seit Jahren umsetzt, ist Ralph Edelhäußer aus dem mittelfränkischen Roth. Alle sechs Wochen setzt er sich vor die Kamera und beantwortet im Livestream auf Facebook und Instagram Fragen, die ihm Bürgerinnen und Bürger schicken. "Das ist wie eine Aufklärungsstunde. Viele kennen die Fakten nicht, wenn sie etwas fordern", sagt Edelhäußer. Die Betreuung der Kanäle sei für ihn "ein Riesenzeitfresser", aber die Resonanz auf seine Online-Sprechstunden wesentlich höher als bei persönlichen und Telefonsprechstunden. Von 15 bis 70 Jahre reicht das Alter der Teilnehmer. "Und es kommen viel weniger blöde Fragen als bei normalen Facebook-Posts", erzählt er.

Keine Angst vor dem Shitstorm

Dennoch fürchten sich viele Kommunalpolitiker, in den sozialen Netzwerken einen Shitstorm auszulösen, den sie nicht mehr kontrollieren können. Kaiser beruhigt sie: "Wenn Sie selbst nicht mitreden, heißt das nicht, dass auf Social Media nicht über Sie geredet wird. Wer online ist, kann sich zumindest wehren." Wie gute Krisenkommunikation aussieht, weiß Eva Werner von der Kommunikationsagentur Achterknoten. Schnell, empathisch, verantwortungsvoll und ehrlich nennt sie als Stichworte für eine angemessene Reaktion. "Und bloß nicht den Kopf in den Sand stecken. Abwarten funktioniert im digitalen Zeitalter nicht mehr." Wichtig sei, Verantwortung zu übernehmen. "Das kommt besser an, schließlich geht es um Emotionen", betont Werner.

 

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