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Technik und Gesellschaft

Wie gelingt die gemeinsame Zukunft?

Klimawandel, Mobilitätswende und digitale Transformation werden von Verunsicherung begleitet. Deren Ursachen und Bewältigung sind eng mit Technik verbunden. Wo liegen unsere Gestaltungspotentiale? Welche Kompetenzen brauchen junge Menschen in Zukunft? Und wie muss die Wissenschaft in postfaktischen Zeiten kommunizieren? Diesen Fragen ist unsere Tagung "Technik und Gesellschaft" nachgegangen.

Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 20.09.2019

Von: Beate Winterer, Natalie Weise / Foto: Natalie Weise

Programm: Technik und Gesellschaft

Deutsche Akademie der Technikwissenschaften

Ursula Münch
Digitale Transformation: Mehr als eine Herausforderung – eine Gestaltungsaufgabe
Akademie-Kurzanalysen, Tutzing, 2019

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Technik und Gesellschaft

Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing. Bitte klicken Sie auf das Foto, falls die Galerie nicht lädt. Sie werden zu Flickr weitergeleitet.

Die Wissenschaft überprüft Aussagen über die Realität. Das hat sie vor 100 Jahren gemacht und das macht sie heute. Doch Phänomene wie der Klimawandel folgen keinen Naturgesetzen. "Es gibt zu viele intervenierende Variablen zwischen Ursache und Wirkung, die zum Teil in Wechselwirkung zueinander stehen. Kausalitäten lassen sich nicht mehr überblicken", sagt Ortwin Renn, Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor des Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam, auf der gemeinsamen Tagung der Akademie für Politische Bildung und acatech. Vielen Menschen falle es schwer, zu unterscheiden, was stimmt und was nicht. Renn sieht deshalb die Aufgabe der Wissenschaft auch darin, eine deutliche Grenze zwischen Wissen und Spekulation zu ziehen: "Es gibt eine große Bandbreite des Möglichen, aber jenseits davon auch Absurditäten." Bürgerbeteiligung könne helfen, den Blickwinkel zu verändern. "Sobald man Bürger vom Stammtisch an den Runden Tisch holt, übernehmen sie oft Verantwortung für andere und wägen Interessen ab", sagt Renn. "Denn es gibt immer Alternativen!"

Nanotechnologie: Eine Erfolgsdebatte

Als Beispiel für gelungene Wissenschaftskommunikation präsentierte Armin Grunwald vom Karlsruher Institut für Technologie die Debatte um Nanotechnologie, für die aufgrund der winzigen Teilchen klassische physikalische Gesetze nicht gelten. "Es handelt sich dabei um eine Hochrisikotechnologie. Die Folgen sind nicht erforscht", sagt Grunwald. Die Befürworter der neuen Technologie ignorierten diese Gefahren nicht und stießen frühzeitig einen Dialog an. Das Resultat waren unter anderem große Investitionen in die Erforschung der Folgen. "Davon können wir bei anderen neuen Technologien lernen", findet Grunwald.

Was denkt Deutschland über Technik?

Im Durchschnitt stehen die Deutschen Technik positiv gegenüber - sogar beim sensiblen Thema Pflege. Das zeigte Michael Zwick von Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung anhand der Daten des Technikradars 2019. "Wenn die Roboter die Pfleger entlasten und Routineaufgabe übernehmen, dann stehen die Menschen Pflegerobotern positiv gegenüber", fasst er zusammen. Jedoch befürchten manche, dass Patienten keine menschliche Nähe mehr erfahren und eine Pflege durch Menschen nur noch für Reiche finanzierbar ist. Neue Technologien werden eher akzeptiert, wenn man alle Menschen einbindet und sie benutzerfreundlich gestaltet, meint Zwick.

Bildung für die digitalisierte Zukunft

Aber wie bereitet man die künftigen Benutzer neuer Technologien am besten auf das Leben vor? Was Kinder in der Schule lernen sollten, war die Frage bei der Podiumsdiskussion mit dem Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus Michael Piazolo. Braucht es in der digitalisierten Welt nur noch Technik und Naturwissenschaften? Oder gewinnen gerade die Kompetenzen an Bedeutung, die nicht durch Maschinen ersetzbar sind: soziale Intelligenz, Empathie, Kreativität, Konfliktfähigkeit? acatech-Präsident Dieter Spath möchte Teamfähigkeit und Arbeit in Gruppen fördern. Piazolo will, dass bayerischen Schülern in Zukunft mehr Methoden und Lernkompetenz vermittelt wird, um sich lebenslang weiterzubilden. "Das Wissen aus der Schule reicht nicht mehr bis zur Rente", sagt er. Akademiedirektorin Ursula Münch wünscht sich mehr interdisziplinäre Bildung. Ein Anfang wären Lehrkräfte, die sowohl Sozialkunde als auch Informatik unterrichten - eine Fächerkombination, die in Bayern bisher nicht möglich ist. "Wir hätten sicher nicht auf einen Schlag Hunderte solcher Lehrkräfte, aber es wäre ein Zeichen", sagt Münch. In der Auseinandersetzung um die Schule der Zukunft fordert Piazolo außerdem - in Anlehnung an eines der wichtigsten Prinzipien des ehemaligen Akademiedirektors Manfred Hättich - mehr Rationalität. "Manche Debatten sind mir zu aufgeregt und zu emotional", sagt Piazolo.


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