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Asiens Autoritarismus auf dem Vormarsch?

Wie China und Nordkorea ihre Macht sichern

Chinas Präsident Xi Jinping hebelt Instrumente der politischen Kontrolle aus. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un testet Raketen und steckt viel Geld in sein Atomprogramm. So unterschiedlich die beiden Staaten sind, gemeinsam ist ihnen ihr autoritäres politisches System. Setzen sie damit einen Trend in Asien? Darüber haben wir auf unserer Tagung "China und Nordkorea" diskutiert.

Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 29.07.2019

Von: Pia Schäfer / Foto: Pia Schäfer

Programm: China und Nordkorea

China und Nordkorea

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Seit Jahrzehnten sind die Schicksale von China und Nordkorea verknüpft. Die neugegründete Volksrepublik China unterstützte Nordkorea schon in den 50er Jahren im Koreakrieg. Und die Unterstützung hält bis heute an, zum Beispiel in Form von Lebensmittellieferungen. Während China in den vergangenen Jahren zur wirtschaftlichen Supermacht aufgestiegen ist, kämpft Nordkorea weiterhin um die weltweite Akzeptanz als eigenständiger Staat neben Südkorea.

Zwei Formen des Sozialismus

China und Nordkorea sind zwei Beispiele für autoritäre Systeme in Asien. Obwohl beide einen sozialistischen Hintergrund haben, unterscheiden sie sich stark. In Nordkorea ist die Macht auf die Kim-Familie fokussiert. Der nordkoreanische Sozialismus verweist nicht auf Marx oder Lenin, sondern lediglich auf die Schriften der Kim-Machthaber. Die Loyalität der Nordkoreaner zu der Führungspersönlichkeit Kim ist ein wichtiger Aspekt des politischen Systems. Anders in China: Dort liegt die Macht in den Händen der Kommunistischen Partei. Doch das System verändert sich. Staatspräsident Xi Jinping hat den innersten Machtzirkel Chinas, den Ständigen Ausschuss des Politbüros der Kommunistischen Partei, auf sechs Personen reduziert. Außerdem hob er die Amtszeitbegrenzung auf. Xi gilt inzwischen als mächtigster chinesischer Machthaber seit Mao und Deng.

Chinas Wirtschaft wächst - Nordkoreas Wirtschaft stagniert

Auch wirtschaftlich unterscheiden sich die beiden Staaten stark. Während der Zeit der Kulturrevolution unter Mao wurden Unternehmer in China verfolgt. Nach seinem Tod und den Reformen unter Deng entwickelte sich Chinas Wirtschaft rasant. Die Position von Unternehmern hat sich seitdem verändert, sagt Anna-Katharina Schaper von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Zwar erschweren die Antikorruptionskampagnen ihre Arbeit, aber seit 2001 ist es Unternehmern möglich, Mitglied der Kommunistischen Partei zu werden. Eine Parteimitgliedschaft ist durchaus vorteilhaft, da sie zur Beschleunigung bürokratischer Vorgänge beitragen kann. Mittlerweile sind 79 Prozent der chinesischen Unternehmen im Privatbesitz. Staatskonzerne wie State Grid sind jedoch umsatzstärker. Sie erwirtschaften 40 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Ziel der chinesischen Politik ist, die Arbeitslosigkeit im Land gering zu halten. Jedes Jahr strömen Universitätsabsolventen und ungelernte Arbeitskräfte aus den Schulen auf den chinesischen Arbeitsmarkt. Privatunternehmen stellen mittlerweile in China die meisten neuen Arbeitsplätz zur Verfügung. 

Die nordkoreanische Wirtschaft ist auf Ideologie, nicht auf Gewinn ausgerichtet. Das Land besitzt ein enorm großes Heer mit mehr als einer Million Soldaten. Viel Geld fließt auch in die Schwerindustrie und in Nuklearwaffen. Jedoch gibt es eine Versorgungsknappheit bei Lebensmittel und Strom, was Nordkorea von China abhängig macht.

Ein wiedervereintes Korea?

"Die koreanische Teilung ist ein unnatürliches Produkt", sagt Anselm Huppenbauer von der Freien Universität Berlin. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war die koreanische Halbinsel von Japan besetzt. Drei Jahre später wurden Nord- und Südkorea als getrennte Staaten gegründet. Der Koreakrieg fand 1953 zwar ein Ende, jedoch gibt es bis heute nur ein Waffenstillstandsabkommen und keinen Friedensvertrag. Die südkoreanische Politik zielt aktuell auf eine Normalisierung der Beziehungen zu Nordkorea ab. Das Ziel bleibt die Wiedervereinigung beider Länder. Auf nordkoreanischer Seite versucht Kim Jong-un seine Macht nach außen durch Raketentests zu sichern. "Die Nuklearwaffen stellen für seine Herrschaft eine wichtige Legitimationsgrundlage dar", sagt Gordon Friedrichs von der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.

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