Streitbar und immer fair
Die Akademie trauert um Fritz Schösser
Der ehemalige bayerische DGB-Vorsitzende und langjährige SPD-Abgeordnete Fritz Schösser ist Ende Mai im Alter von 71 Jahren überraschend gestorben. Er war Mitglied in beiden Gremien der Akademie: im Beirat von 1991 bis 2001 und im Kuratorium von 2007 bis 2013. Oft war er ein geschätzter und kompetenter Referent, wenn es bei Akademietagungen um Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ging.
Tutzing / Aus der Akademie / Online seit: 18.06.2019
Von: Dr. Michael Schröder / Foto: Dr. Michael Schröder
Schösser wurde 1947 in Töging am Inn geboren. Er absolvierte die Mittlere Reife und machte anschließend eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Früh zog es ihn in die Gewerkschaft. Er arbeitete zunächst als Geschäftsführer des DGB-Bildungswerks Bayern, später wurde er hauptamtliches Vorstandsmitglied und von 1990 bis 2010 Chef des bayerischen DGB.
Als SPD-Politiker machte Schösser sich ebenfalls einen Namen. Er war von 1992 bis 1994 Mitglied des Bayerischen Senats und von 1994 bis 1998 Landtagsabgeordneter für die Sozialdemokraten. Von 1998 bis 2005 saß er für die SPD im Deutschen Bundestag. Dort galt er als scharfer Kritiker des Agenda-2010-Kurses des damaligen SPD-Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Trotzdem stimmte er für die umstrittenen Hartz-Reformen, was er später als Fehler bezeichnete. Er lud auch schon mal drei SPD-Bundestagsabgeordnete von den Maikundgebungen aus, weil sie der Rente mit 67 zugestimmt hatten.
Unermüdlich und laut erhob Fritz Schösser seine Stimme für Solidarität und soziale Gerechtigkeit. Er stand immer klar und konsequent für seine Überzeugungen ein und scheute keine Auseinandersetzung. Wir in der Akademie erlebten ihn bei unseren Tagungen und Gremiensitzungen immer als streitbaren Kopf, der aber auch stets ein fairer und humorvoller Diskussionspartner blieb.
Als die damalige Landesversicherungsanstalt Oberbayern in den 1990er Jahren beabsichtigte, ihr Anwesen Buchensee zu verkaufen, verhinderte dies unter anderem er als "alternierender Vorsitzender der LVA Oberbayern" und sicherte damit den Standort Tutzing für die Akademie. Auch dafür schätzte der frühere Akademiedirektor Heinrich Oberreuter Schösser besonders und setzte ihn als Mitglied der Findungskommission für seine eigene Nachfolge ein. Die Akademie trauert mit seiner Familie und wird Fritz Schösser ein ehrendes Andenken bewahren.
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