Die Digitalisierung des Journalismus
Wie verändert der Medienwandel das Berufsbild?
Die Digitalisierung führt zu fundamentalen Änderungen nicht nur in der Mediennutzung, sondern auch in der Medienproduktion – und krempelt so das gesamte Berufsbild des Journalismus um. Bei unserer Tagung diskutierten Journalistinnen und Journalisten verschiedener Medien und Plattformen über Chancen, Potenziale und Risiken von technischen Entwicklungen und neuen Berufen im Journalismus.
Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 25.01.2019
Von: Beate Winterer / Foto: Tim Neiertz
Programm: Tutzinger Journalistenakademie: Journalismus - Ein Beruf im Wandel
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"Es ist selbstverständlich, dass ein Journalist in Social Media unterwegs sein muss", betont Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten gleich zu Beginn - doch wie weit das gehen darf, darüber sind sich die Referenten uneinig. Während Husarek Instawalks und Veranstaltungen vorschlägt, um den Elfenbeinturm der Zeitungshäuser zu verlassen, möchte sich Matthew Ulbrich von tickaroo am liebsten aus Facebook und Co. zurückziehen - auch weil er viele Funktionen für unseriös hält: "Niemand hat 50.000 Fünf-Sterne-Bewertungen. Und wer sie hat, kauft sie bei einer Klickfarm in Bangladesch." Thomas Kaspar von Ippen Digital glaubt hingegen, dass Journalisten nur noch ihre Zielgruppe erreichen, wenn sie auch die Stars auf Instagram kennen.
Journalistische Tugenden: weiterhin aktuell?
Also nur noch Multimedia in der Ausbildung? "Die Sachen die man im Studium lernt sind eine gute Basis für den Journalisten", findet Maria Lisa Schiavone von der Fakultät Journalistik der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Und auch ihre Kollegen auf dem Podium betonen in Zeiten der Digitalisierung weiterhin die klassischen journalistischen Tugenden: kritisch, ehrlich, vertiefend, konstruktiv, fokussiert, unterhaltend, lernfähig, zielgruppenorientiert...
Für Klaus Meier von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sind journalistische Aufgaben wie Information, Kritik und Kontrolle sowie Beteiligung und Empowerment für die Gesellschaft weiterhin unverzichtbar. Journalisten dürften deshalb nicht zu "Content-Schubsten aller Art" verkommen, sondern sollten relevante Themen recherchieren und einordnen, Fakten prüfen und transparent arbeiten - kurz: auf Qualität achten.
Digitale Berichterstattung in der Praxis
Am Workshop-Tag tauchten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer selbst ein in die Welt von Audience Development, multimedialer Berichterstattung, Suchmaschinen-Optimierung und Eventmanagement. Dabei drehte sich alles um die Frage: Was will der Kunde sehen, hören, lesen. "Wir müssen den ernst nehmen, für den wir das Produkt machen", erklärt Kerstin Dolde von der Frankenpost und schlägt Events vor, die dem Zuschauer einen Mehrwert bieten. Ihre Kollegin Barbara Zinecker von den Nürnberger Nachrichten setzt auf Audience Development "zur Kontrolle der eigenen Wahrnehmung". Dazu zählt beispielsweise, Nutzer zunächst über Suchmaschinen auf die eigene Website zu locken und langfristig zu binden. Zur journalistischen Standardrecherche gehören dann auch die Trends auf Google, Instagram und Facebook. "So sehen wir nicht, was wir wichtig finden, sondern was am meisten interessiert", sagt Barbara Zinecker.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt wie so oft in der Suchmaschinen-Optimierung. Eine der ersten Lektionen beim Experten Stephan Goldmann: Links! "Denn ohne Links gibt es kein Internet", das weiß auch Google. Um Nutzer möglichst lang auf dem eigenen Online-Auftritt zu halten und zum Stammgast zu machen, helfen Multimediastorys. Aber auch hier gilt: Der Mehrwert ist entscheidend. Journalisten sollten auf die richtige Länge, hochwertige Bilder und Videos sowie einen schlüssigen Aufbau achten, erfahren sie im Workshop von Mario Geisenhanslüke von der Verlags-Gruppe Rhein-Main.
Live aus der Tagung: Redaktionswerkstatt der TH Nürnberg
Drei Tage lang berichteten Studierende des Studiengangs Technikjournalismus der Technischen Hochschule Nürnberg im Rahmen ihrer Redaktionswerkstatt von der Tagung. Die Ergebnisse sind auf unseren Kanälen bei Twitter, Facebook, Instagram und YouTube festgehalten.
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Wie man Menschen erreicht, die einen (noch) nicht kennen: Man arbeitet #Crossmedial. Von #Video- Beiträgen über Bewohner-#Portraits bis hin zu eigenen #Produkten. #Ideen und unausgeschöpftes #Potential lassen sich überall finden.#apbdigital #journalistenakademie2019 pic.twitter.com/gjTJSOwHyk
— APB Tutzing (@APBTutzing) 23. Januar 2019