Wo bleibt die Verantwortung?
Ethik und Wettbewerbsfähigkeit in der digitalisierten Welt / 11. Forum Menschenwürdige Wirtschaftsordnung
Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 17.04.2018
Von: Miriam Günther
Foto: APB Tutzing
# Digitalisierung, Wirtschaft, Globalisierung
Download: 11. Forum: Menschenwürdige Wirtschaftsordnung
Christoph Lütge (TUM) beschrieb den Begriff des Wettbewerbs als einen nicht-kämpferischen Zustand und fundamentales Prinzip menschlichen Zusammenlebens. Trotz der ethischen Qualitäten des Wettbewerbs: In einer modernen Gesellschaft kann moralisches Handeln schnell kontraproduktiv wirken, zumal so viele Länder wie möglich in den Markt integriert werden müssen, um die Präferenz auf Fairness statt Erfolg zu lenken. Normen und Institutionen helfen dabei, die soziale Psychologie einer kleinen Gesellschaft auf den globalisierten Markt zu übertragen.
Piet Naudé (Stellenbosch) plädierte für eine gerechtere sozioökonomische Ordnung inmitten ungleicher Wettbewerbsfähigkeiten, für den gleichen Zugang aller Länder zur digitalen Revolution. Entwicklungsländer sollten speziell und differenziert behandelt und gefördert werden. Die Teilhabe an der digitalen Welt sollte als öffentliches und globales Gut angesehen werden, verrechtlicht oder Gegenstand einer neuen überstaatlichen Institution werden.
Neue Arbeitsformen in der digitalisierten Welt
Wieviel Angst müssen wir vor künstlicher Intelligenz haben? Mit dieser Frage befasste sich Simon Hegelich (Hochschule für Politik München). Zwangsläufig werden Maschinen und künstliche Intelligenz gewisse Berufsfelder erobern und den Menschen daraus verdrängen, jedoch auch neue Arbeitsfelder für Menschen schaffen. Allerdings werden Superintelligenzen nicht irgendwann unmoralisch handeln und den Menschen gänzlich ersetzen. Selbst das „Machine Learning" ist irgendwann ausgereizt und wird lediglich Routine-Arbeiten übernehmen.
Phänomene wie die Digitalisierung, Flexibilisierung und Globalisierung bedeuten einen Wandel hin zur digitalen Arbeit, stellte Werner Widuckel von der FAU Erlangen-Nürnberg fest. Nicht nur die Industrie, sondern jeder Wirtschaftszweig wird sich zwangsläufig in die übergreifende Steuerung und eine Vernetzung des Arbeitshandelns durch digitale Strukturierung und Interaktion entwickeln. Als Konsequenz daraus muss digitale Arbeit neu reguliert werden. Der Trend geht hin zur Dezentralisierung und Fraktalisierung. Kleine Einheiten müssen also mit wenigen Ressourcen viel Verantwortung verwalten und Wertschöpfungsketten stärker trennen. Die Gestaltung digitaler Arbeit sollte Aufgabe von Politik und Gesellschaft sein, die zwar technologisch beeinflusst, aber dadurch nicht vorbestimmt sein sollte.
„Verpassen die Vorteile von morgen"
Irina Kummert, Präsidentin des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft, plädiert für Mut zu autonomen Entscheidungen und Folgenabschätzung. Die Digitalisierung verändert den Umgang mit Risiken: „Wir klammern uns zu sehr an Regeln von gestern und verpassen die Vorteile von morgen. Digitalisierung bedeutet Veränderung und mit diesen gehen neue Risiken einher, die wir wagen sollten." Im Zusammenhang mit Digitalisierung sollte statt über Moral über Interessen und deren Umsetzung geredet werden, meint Kummert. Führungskräfte müssten lernen, verantwortlich mit der digitalen Welt umzugehen und gleichzeitig mehr Mut finden, klare – manchmal auch unmoralische – Entscheidungen zu treffen. Kritisches Denken, Flexibilität und Offenheit gegenüber Andersdenkenden führt zu Veränderungen in unseren Köpfen und zeige neue und andere Facetten der Wirtschaftsethik auf.
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