Privatsphäre vor dem Aus?
Schutz von und Umgang mit Daten
Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 01.02.2016
Von: Heinrich Rudolf Bruns, Miriam Zerbel
# Gesellschaftlicher Wandel, Digitalisierung
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In der digitalisierten Welt gibt es eine neue Währung, das sind unsere Daten. Schon ist vom Öl oder Gold des 21. Jahrhunderts die Rede. Spart man sich mit der Preisgabe seiner persönlichen Daten bares Geld? Versicherungsrabatte für eine gesunde Lebensführung ebenso wie für achtsames Autofahren stehen im Raum. Sind dies sinnvolle Anreize oder bedeuten sie den Ausverkauf unserer Privatsphäre?
In unserer Tagung in Kooperation mit dem Verbraucherservice Bayern im KDFB beleuchteten wir den Umgang mit Daten in vielen, unterschiedlichen Facetten. Zunächst stand die Arbeit des Landesamtes für Datenschutz im Fokus. Auf Europaebene gibt es 27 Behörden, die sich um den Datenschutz kümmern, in Deutschland sind es 18. Je eine für jedes Bundesland, dazu eine Bundesbeauftragte und Bayern hat eine Zweiteilung: private Unternehmen werden von einer zweiten Behörde kontrolliert. Dazu kommen noch die Datenschutzbeauftragten des Bayerischen Rundfunks, der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und der evangelischen wie katholischen Kirche. Die Juristin Elisabeth Kraml ist ebenso wie ihre 15 Kolleginnen und Kollegen in Ansbach beim Landesamt für Datenschutz Ansprechpartnerin für Datenschutzverstöße in Privatunternehmen. Überall dort, wo mit Daten anderer umgegangen wird, kontrollieren die Ansbacher, von der Dating-App bis zum Fitnessstudio.
Mit dem Rechner im Auto unterwegs
Der Ingenieur Udo Schüppel von FSD Fahrzeugsystemdaten in Dresden schilderte, was sich im Auto und unter dessen Motorhaube tut. Autos sind immer mehr vernetzt, sie erzeugen Daten. Wem gehören diese? Dem Hersteller oder dem Besitzer des Autos? Schüppel zeigte anhand der Umfrage einer Autozeitschrift, dass zudem vielen Autofahrern überhaupt nicht bewusst ist, dass sie einen Rechner spazieren fahren. Daneben greift Google auch immer auf alle verfügbaren Daten zu und erzeugt so beispielsweise Karten, auf denen man sieht, wo grade viel oder wenig Verkehr herrscht. Problematisch ist dabei, inwiefern die Daten pseudonymisiert sind.
Sie werden permanent wie ein Terrorist behandelt. Alexander Sander, Geschäftsführer Digitale Gesellschaft
Die Digitale Gesellschaft versuchte für Grundrechte zu sensibilisieren. Deren Geschäftsführer Alexander Sander spitzte das Verhältnis Regierung – Bürger auf den Satz zu: „Sie werden permanent wie ein Terrorist behandelt.“ Anhand einiger Beispiele zeigte er auch die Arbeitsweise des Bundesnachrichtendienstes. Dort werden alle Daten ausgewertet, die der Geheimdienst bekommen kann. Zudem werden die ersten Klagen gegen die Vorratsdatenspeicherung wohl bald das Bundesverfassungsgericht beschäftigen.
Smartmeter sammeln mehr als Verbrauchsdaten
Was es mit dem Smartmeter auf sich hat, beschrieb Heinrich Lang vom Institut für Energiedienstleistungen in Lörrach. Seit Jahren schon begleitet er Unternehmen im Prozess des Energiesparens. Auf den ersten Blick mag das nicht viel mit Daten zu tun haben. Den Teilnehmern der Tagung gelang es aber, aus zwei Schaubildern zum Stromverbrauch recht schnell zu erraten, dass es sich beim Verbraucher um eine Schule handeln müsse. In den kommenden Jahren soll der Stromzähler nun durch das sogenannte Smartmeter abgelöst werden. Lang spricht von einem intelligenten Messsystem. Die Daten bringen aber nicht nur Informationen über das Verbrauchsverhalten des Kunden mit. Dass der Kunde deshalb Bedenken hat, nennt Lang durchaus berechtigt.
Internetkriminalität verursacht Milliardenschäden
Identitätsdiebstahl im Internet war ein weiteres Thema der Tagung. Alexandra Helmstreit vom Bayerischen Landeskriminalamt hat erschreckende Zahlen: In Deutschland gibt es 14,7 Millionen Fälle von Internetkriminalität. Der Schaden: Rund 3,4 Milliarden Euro, pro Jahr. 84 Prozent der Fälle haben Phishing zur Grundlage. Vereinfacht gesagt ist das das Abgreifen der Zugangsdaten eines Users über gefälschte Internetadressen oder Websites.
Alleine in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gut 168.000 Schadprogramme entdeckt. Über solche Schadprogramme bekommen Kriminelle Zugang zum Rechner. Nur rund 9 Prozent der Internet-Delikte werden laut Helmstreit angezeigt.
Viele Daten laufen im Bayerischen Einzelhandel auf. Der Trend geht hier zum Cross-Commerce, also der Mischung zwischen Online- und Offline-Handel. Kundenansprache sei nur mithilfe von Daten möglich, so Alexander Spickenreuther, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes in Bayern. Deshalb sei der Handel darauf angewiesen, Kundendaten zu sammeln.
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