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Warum fliehen Menschen?

Wie Staatszerfall, Bürgerkrieg und Organisierte Kriminalität zur Flucht bewegen / Tutzinger Sommerakademie

Kunstwerk "Migrare" von Gloria Gans

Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 02.09.2016

Von: Anja Opitz und Isabella Zimmer

Foto: "Migrare VI", ein Kunstwerk von Gloria Gans

# Naher und Mittlerer Osten, Osteuropa und Russland, Sicherheitspolitik und Terrorismus, Migration

Download: Tutzinger Sommerakademie: Neue Wahrheiten - Alte Irrtümer


Flickr APB Tutzing

© Akademie für Politische Bildung Tutzing

Der Blick auf Regionen dieser Welt, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, eröffnete schnell die gesamte Bandbreite unterschiedlicher Push- und Pull-Faktoren von Flucht und Migration und zeigte dennoch viele Gemeinsamkeiten auf. Diese Faktoren treffen auf eine einzigartige globale und multiple Konfliktlage, die zunehmend Räume für grenzüberschreitende Gewalt schafft. In der jüngsten Vergangenheit etwa wurde der Arabische Frühling zum Synonym für staatliche Zerfallsprozesse mit allen entsprechenden Konsequenzen, die positiv (bspw. Tunesien), aber auch abschreckend negativ (bspw. Syrien) in Erscheinung treten. Innerstaatliche Gewaltkonflikte, Bürgerkriege, interkonfessionell-sektiererische Gewalt oder ethnisch-nationalistische Aufstände greifen immer mehr ineinander und schaffen Ungleichgewichte, die schwelende Konflikte und existierende Krisen zusätzlich verschärfen.

Neben der Betrachtung dieser Tendenzen gilt es jedoch auch, weiter zu denken und sich die gegenwärtigen Lebensbedingungen der Menschen genauer anzuschauen: Die Folgen des Klimawandels für den globalen Wasservorrat oder für die landwirtschaftliche Nutzungsflächen, der nicht vorhandene oder schwierige Zugang zu Bildungs- und Gesundheitssystemen sowie zum Arbeitsmarkt, die weltweite Entwic-lung von Geburtenraten – Stichwort Management entstehender Megacities – oder Phänomene der Schlepperbandenkriminalität müssen ebenfalls in die Ursachenanalyse einfließen. Auch diese Elemente, die hier nur exemplarisch aufgeführt sind, begünstigen die Entscheidung, das Heimatland zu verlassen und nach neuen Perspektiven für sich und die Familie zu suchen.

Es ist nachvollziehbar, dass man sich angesichts dieser komplexen Ursachenbündel nach Ansätzen für deren Behebung sehnt. Auch sie wurden innerhalb der Sommerakademie immer wieder diskutiert. So vielschichtig wie globale Konfliktursachen, so vielschichtig sind auch die Elemente einer entsprechenden Strategie zur Eindämmung von Fluchtursachen: Die Aufstockung der Welternährungshilfe, die Verbesserung der globalen Klimapolitik und das Hinterfragen globalen Konsums, der Zugang zu Wasser und die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft könnten einige von ihnen sein. Friedenspolitik und auch Sicherheitspolitik müssen künftig strategischer, kleinteiliger und ressortübergreifender gedacht werden.

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