Kein Raum für Rechtsextremismus
Studierendentagung auf dem Hesselberg richtet den Fokus auf Prävention
Argumentationstraining: Studierende lernen, wie sie sich später als Lehrerinnen und Lehrer gegen rechte Sprüche zur Wehr setzen können.
Hesselberg / Tagungsbericht / Online seit: 30.11.2015
Von: Michael Schröder
# Politische Bildung, Populismus und Extremismus
Download: Rechtsextremismus in der Region
Als „Rückgrat des demokratischen Rechtsstaats“ und „Schlüsselfunktion bei der Integration von Migranten und Flüchtlingen“ bezeichnete Helga Riedl vom Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg die „Querschnittsaufgabe Menschenrechtsbildung“. Riedl sprach bei einer Podiumsdiskussion der Akademie für Politische Bildung auf dem Hesselberg. Sie fand statt im Rahmen einer Fortbildung für angehende Lehrerinnen und Lehrer in Zusammenarbeit mit der Universität Erlangen-Nürnberg.
Projektleiterin Riedl äußerte sich skeptisch, mit ihrer Arbeit aktive Rechtsextremisten erreichen zu können. Wichtig sei es aber, Multiplikatoren fit zu machen für die Auseinandersetzung mit totalitären Ideologien und auch bildungsferne Schichten anzusprechen. Die seien besonders anfällig für politischen und religiösen Extremismus jeder Art.
Kein Raum für Extremismus
Studiendirektor Georg Fleischmann von der Schulberatung in Mittelfranken und Regionalbeauftragter für Demokratie und Toleranz sprach sich deutlich für Interventionen gegen Extremismus in der Schule aus. In der Lehrerfortbildung werde immer wieder thematisiert, wie und wann gegen rechtsextremistische Kleidung, Symbole und Musik vorgegangen werden muss. Das sei nicht nur Aufgabe des Sozialkundeunterrichts. Auch alle anderen Fachlehrkräfte seien aufgerufen, sich aktiv gegen menschenfeindliche, rassistische und extremistische Äußerungen zu wenden. Als gutes Beispiel nannte er die Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Extremismus dürfe kein Raum gegeben werden.
Training gegen rechte Sprüche
Das sieht auch Klaus-Peter Hufer von der Universität Duisburg-Essen so. Er praktiziert seit Jahrzehnten mit Erfolg in der politischen Bildungsarbeit ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen. Er will die Teilnehmer in die Lage versetzen, angemessen und angstfrei auf rechte Sprüche zu reagieren. Zunächst müsse das Gefühl der Überforderung und Sprachlosigkeit überwunden werden. Wichtig sei es, Scheinwissen und Unwahrheiten zu enttarnen, Widersprüche aufzuzeigen und gezielt und konkret nachzufragen. Hufer sieht die zunehmende Ökonomisierung der Bildung als Problem. Für Diskussionen und Argumentationen lasse der auf abfragbares Wissen angelegte Unterricht häufig keinen Platz mehr.
Beste Prävention
Akademiedozent Michael Schröder forderte mehr und vor allem früher einsetzende politische Bildung in allen Schularten. Er bezog dabei bewusst Kindergärten und Sozialpädagogen mit ein. Werteerziehung und das Wissen um die Gleichwertigkeit aller Menschen könne nicht erst in der Mittelstufe einsetzen: „Umfassende politische Bildung ist die beste Prävention gegen Extremismus“, sagte Schröder. Er warnte aber auch davor, jede Provokation wie Hakenkreuzschmierereien als geschlossenes neo-nazistisches Weltbild zu überbewerten: „Sie wissen halt, wie sie am besten Eltern und Lehrer reizen können.“
Unterschiedliche Meinungen wurden bezüglich eines Parteien- und Organisationsverbots extremistischer Parteien deutlich. Während Diskussionsleiter Armin Scherb von der Universität Erlangen-Nürnberg sich für eine klare Positionierung und Antwort der wehrhaften Demokratie und des Rechtsstaats aussprach, warnte Schröder davor, Verbote von Parteien und Vereinen als Allheilmittel anzusehen: „Die Hürden sind hoch, Verfahren können scheitern. Und mit Verboten beseitigt man nicht das Denken in den Köpfen.“ Unerträglich sei es aber, dass durch die Parteienfinanzierung und Wahlkampfkostenerstattung extremistische Parteien noch mit Steuergeldern gefördert werden.
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