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Was „die anderen Europäer“ denken

Generalkonsul Paul Heardman über das britische Bild von Europa / Politiksimulation zu Europapolitik


Passau / Tagungsbericht / Online seit: 12.02.2015

Von: Sebastian Haas

# Regionalismus


Flickr APB Tutzing

© Akademie für Politische Bildung Tutzing

Paul Heardman, Generalkonsul des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland in München, kam zum Festvortrag an die Universität Passau. Dort sprach er auf Einladung der Akademie für Politische Bildung und der Jean-Monnet-Professur für Europäische Politik – vor einem Hörsaal mit 240 interessierten Zuhörern und zum Teil schmerzend ehrlich.

Paul Heardman pflegt als Generalkonsul im Auftrag seiner Regierung politische und wirtschaftliche Kontakte und vertritt die Interessen der gut 16.000 in Bayern lebenden Briten. Das Thema seines Vortrags „Europa: Herausforderungen und Perspektiven für die kommenden Jahre“ konnte aktueller nicht sein, da die Debatten über einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (Stichwort „Brexit“) und des dazu versprochenen Referendums in vollem Gange sind. Heardman stellte die Briten als pragmatische Europäer dar: für sie sei das Projekt Europa nicht mit wirtschaftlichem Erfolg verbunden, Brüssel gelte als bremsender Bürokratie-Apparat, die Mitgliedschaft in der EU sei nur eines von vielen Mitteln zum Erreichen britischer Ziele. Außerdem erkenne man in vielen europäischen Ländern eine „demokratische Kluft“: die Wahlbeteiligung bei den Europawahlen sinke konstant, systemfeindliche Parteien ziehen ins Europäische Parlament ein – das sorgt in Großbritannien für wachsende Skepsis gegenüber Europa. In die richtige Richtung führen nach Ansicht des Generalkonsuls daher nur: Reformen der europäischen Entscheidungsmechanismen, Subsidiarität, also ein Europa der mehreren Geschwindigkeiten.

Trinationale Schülerakademie zur Europapolitik

Der Festvortrag des Generalkonsuls war Teil der Politiksimulation EuropaPolitik erleben!, die seit mehreren Jahren von der Akademie für Politische Bildung mit großem Erfolg in ganz Bayern veranstaltet wird. Sie fördert den europäischen Gedanken bei jungen Menschen und macht ihnen zugleich politische Teilhabe schmackhaft. 70 Jugendliche und junge Erwachsene aus deutschen, österreichischen und tschechischen Schulen schlüpften nun bereits zum dritten Mal in Passau in die Rolle europäischer Entscheidungsträger und versuchten ihre Interessen unter realitätsnahen Bedingungen bestmöglich zu vertreten. „Eine hochgradig europäische Veranstaltung“, lobte Professorin Ursula Reutner, Vizepräsidentin für Internationale Beziehungen der Universität Passau. Und der Passauer Bundestagsabgeordnete und Generalsekretär der CSU Andreas Scheuer bat die Zuhörer: „Bewahren Sie Ihre Faszination an der Politik und treten Sie für die Demokratie ein – ganz unabhängig vom Parteiprogramm und auch, wenn Ihr eigenes Umfeld deswegen die Stirn runzelt.“

Die Politiksimulation EuropaPolitik erleben! fand am 9. und 10. Februar 2015 an der Universität Passau statt – mit freundlicher Unterstützung der ZF Friedrichshafen (Standort Passau) und HGH Consulting. Den Passauer Studentenorganisationen Gover.net und AEGEE danken wir für die Kooperation im Rahmen des Festvortrags des Generalkonsuls. Impressionen von der Politiksimulation können Sie sich in der Bildergalerie ansehen.

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