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Politische Praxis spielerisch erfahren

Planspiele im Mittelpunkt des 4. Tutzinger Didaktikforums


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Hier versuchen unsere Teilnhemer beim Spiel "trico2lor" das Weltklima zu retten.


Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 20.12.2014

Von: Michael Schröder

# Politische Bildung, Politiksimulationen

Download: 4. Tutzinger Didaktikforum


Planspiele finden immer mehr Anklang in der schulischen und außerschulischen Bildung. Die Akademie Politische Bildung Tutzing gab deshalb in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Landesverband Bayern der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung in ihrer Tagung einen Überblick über unterschiedliche Simulationen und ihre Einsatzmöglichkeiten.

Von Europa über Bündelsdorf hin zum Weltklima

Die Themen und Konzepte von Planspielen sind uneingeschränkt vielfältig: Das „Tunnelspiel“, vorgestellt von Thomas Eberle, benötigt zur Durchführung beispielsweise nur wenige Minuten: Die Teilnehmenden einer Gruppe entscheiden sich unabhängig voneinander und gleichzeitig per Handzeichen und farbigen Karten, ob sie morgens vom Dorf in die Stadt mit der S-Bahn oder mit dem Auto fahren. Bahnfahrer bekommen in jedem Fall 5 Punkte. Wenn sich mehr als die Hälfte der Gruppe für das Auto entscheidet, gibt es einen Stau: keine Punkte für die Autofahrer. Auf langwierige Diskussionen dagegen kann man sich bei dem von Annabelle Wolff präsentierten Planspiel über Migration in Europa einrichten: in mehreren Lesungen und einer Sitzung im Vermittlungsausschuss wird um Kompromisse gerungen, um die unterschiedlichen Interessen der Mitgliedsländer und der Parlamentarier der verschiedenen Parteien unter einen Hut zu bringen.

Im Bündelsdorfer Gemeinderat dagegen gehen die Wogen hoch: Was soll aus dem vor 25 Jahren geschlossenen Schwimmbad werden? Soll die Fläche unbebaut bleiben und zum Zwecke der Naturschutzes und seltener Arten genutzt werden? Oder soll man der Initiative des örtlichen Pharmakonzerns folgen, der das Gelände von der Gemeinde kaufen und dort ein Krebsforschungszentrum mit zahlreichen hochqualifizierten wissenschaftlichen Arbeitsplätzen errichten will? Bettina Schmitt stellte dieses Spiel vor und ließ die Rollenspieler aus Gemeinderatsfraktionen und Interessengruppen aufeinander treffen. Welpolitisch denken muss man bei Markus Ulrichs Brettspiel „trico2lor“. Vier Generationen (Eltern, Kinder, Enkel und Urenkel) sind aufgefordert, mit energiepolitischen Entscheidungen das Weltklima zu retten. Es geht mit wenig Geld, indem man auf fossile Energien setzt (zunächst mit wenig Kapitaleinsatz). Oder auch teurer, indem man in erneuerbare Energien investiert.

Kompetenzförderung

Stefan Rappenglück, Hochschullehrer in München und erfahrener Planspielleiter und -entwickler, erläuterte die Grundlagen des Planspielansatzes: „Es geht immer um ein zwar fiktives, aber dennoch wahrscheinliches Szenario. Es braucht Rollenprofile und Interessenslagen. Zielsetzung ist das Aushandeln einer gemeinsamen politischen Entscheidung vor dem Hintergrund vielseitiger und teilweise divergierender Interessen.“ Durch Simulationen werden Fach- und Faktenwissen, Strukturen, Entscheidungsabläufe und Funktionen von Gremien nachhaltig vermittelt. Mit der Analyse von Macht- und Herrschaftsaspekten und der Durchsetzung von Interessen in Institutionen lernen die Teilnehmenden, den politischen Prozess besser zu verstehen. Neben diesen fachlichen Inhalten schult ein Planspiel aber auch soziale und kommunikative Kompetenzen und fördert das strategische Denken. Dabei darf die Gefahr nicht übersehen werden, dass unter Umständen die Scheinwelt des Planspiels mit der politischen Realität verwechselt wird.

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