Mitbegründer der „Kritischen Akademie"

Colbergs Engagement in der politischen Bildung

Januar 1969




Für Colberg war die Akademie ein wichtiger Schritt auf seinem Lebensweg und auch die Akademie profitierte von seinen kreativen Ansätzen innerhalb der politischen Bildungsarbeit.

1941 wurde Colberg als Sohn des Physikers Dr. Rolf Colberg und dessen Ehefrau Lisa in Berlin geboren. Die letzten Kriegsjahre verbrachte er allerdings in Mecklenburg, bevor er 1945 nach Hamburg kam, wo er 1961 Abitur machte. Danach nahm er an der Universität Hamburg das Germanistik-Studium auf. Schon bald verlagerte sich sein Interesse auf die Politische Wissenschaft. An der Universität München schrieb er sich im Sommersemester 1962 für Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte ein. Seinen Studienschwerpunkt bildete die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Ideologien. Konsequenterweise promovierte er 1969 bei Eric Voegelin über „Die Erlösung der Welt durch Ferdinand Lassalle“ (List-Verlag München 1969). Sein Interesse an der Politik und ihrer Vermittlung veranlassten ihn zum Eintritt in die SPD und zum Engagement in der politischen Bildungsarbeit.

"Schulung eines kritischen politischen Bewusstseins"

Erste Erfahrungen in diesem Bereich konnte Colberg bei Vorträgen in Schulen und in der Georg-von-Vollmar-Akademie sammeln, deren Direktor er später werden sollte. Die Hauptaufgabe der politischen Bildung sah Colberg

„nicht so sehr in der Vermittlung quantitativen Wissens", sondern vielmehr „in der Schulung eines kritischen politischen Bewusstseins, das offen ist für die reformerischen Forderungen unserer Zeit."

Es waren ohne Frage politisch höchst bewegte Zeiten. 1969 bewarb er sich auf eine Assistentenstelle an der Akademie für Politische Bildung. Mit seinem Vortrag zum Thema „Möglichkeiten einer Demokratisierung unserer Gesellschaft" konnte er bei einem internen Colloquium das Kollegium überzeugen. Colberg wurde dann 1971 Dozent und blieb bis 1976 in Tutzing. In diesem Jahr wechselte er nach Inzell als Leiter der neu gegründeten „Kritischen Akademie" der Gewerkschaft Textil-Bekleidung. An deren Konzeption hatte nicht zuletzt das Akademiekollegium, und damit auch er selbst, gewissen Anteil gehabt.

Zusammenarbeit mit Knoeringen

Am 5. März 1971 – nur wenige Wochen vor seinem plötzlichen Tod am 2. Juli  – war Waldemar von Knoeringen zuletzt in der Akademie zu Gast gewesen, um sich mit dem Tutzinger Kollegium über das Modell einer „Kritischen Akademie" zu beraten. Bereits im Jahr 1970 hatte sich unter Regie der Georg-von-Vollmar-Akademie eine Studiengruppe aus Erwachsenenbildnern, Pädagogen, Gewerkschaftern und Architekten mit dem Konzept einer „Kritischen Akademie" beschäftigt. Der Studiengruppe ging es vor allem darum, den Gedanken der kritischen Bewusstseinsbildung theoretisch zu erfassen und mit Blick auf die (Anforderungen der) Erwachsenenbildung und ihre Möglichkeiten zu konkretisieren.

1978 wechselte Colberg von Inzell ins „Dessauer Schlößchen" auf dem Aspenstein in Kochel am See als Direktor der Georg-von-Vollmar-Akademie. Dort blieb er bis 1995 und arbeitete danach als freiberuflicher Trainer und Autor für die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Steffen H. Elsner


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