„Homo sociologicus" und Liebhaber von Kartoffelpuffern

Akademiedozent der ersten Stunde Peter Hanke

Januar 1960




Hanke wurde in turbulente Zeiten hineingeboren und meisterte sie doch mit Bravour. In seiner Zeit in der Akademie waren es nicht nur seine herausragenden wissenschaftlichen Fähigkeiten, sondern auch seine vielen kleinen sypmatischen Eigenheiten, die ihn unvergessen machen.

Ende September 1931 in Sachsen geboren, verbrachte Peter Hanke seine Kindheit in Stettin. Die Wohnung der Eltern wurde bei einem Luftangriff 1943 zerstört und die Familie siedelte zu den Großeltern nach Niederschlesien um. Dort erlebte Hanke gemeinsam mit seinen drei Geschwistern die letzten Kriegsjahre und den Zusammenbruch der Nazi-Diktatur. Der Fluchtversuch vor der Sowjetarmee in eine der westlichen Zone scheiterte. Die nächsten eineinhalb Jahre fristete die Familie ihr Leben unter schwersten Bedingungen im schlesischen Löwenberg. Im Juli 1946 durfte sie Schlesien verlassen und gelangte zunächst nach Niedersachsen. Die folgenden zwei Jahre verbrachte die Familie auf einem Dorf im Kreise Alfeld (Leine). Peter Hanke nahm die unterbrochene Schulbildung wieder auf und arbeitete nebenher in der Landwirtschaft.

Semesterferien auf dem Bau

1952 machte Hanke am Niederrhein Abitur und arbeitete zunächst als Bauarbeiter, um sich das Studium an der Universität Münster leisten zu können. Dort studierte er zunächst Literaturwissenschaft, Geschichte und Sozialphilosophie. Wie er selbst später ausführte, betrachtete er die regelmäßige Arbeit in den Semesterferien auf dem Bau „als durchaus nützlich verwandt"; konnte er doch so die „Lebensbedingungen der Industriearbeiter aus eigener Anschauung gründlich kennenlernen".

Nach dem Wechsel nach Freiburg wurde Arnold Bergstraesser auf den begabten Studenten aufmerksam und förderte ihn. Innerhalb der Hochschule engagierte sich Hanke in der Freiburger Gruppe des Sozialistischen Studentenbundes. In Bergstraesser hatte der angehende Doktorand Peter Hanke bei seiner Bewerbung auf eine Dozentenstelle an der Tutzinger Akademie 1959 einen gewichtigen Fürsprecher. Auch konnte er, wohl nicht zuletzt aufgrund seines hochschulpolitischen Engagements, auf die Unterstützung Waldemar von Knoeringens und Hans-Jochen Vogels bauen. 1960 trat Hanke die Dozentenstelle in Tutzing an.

„Förderer der Zigarettenindustrie"

Nach dem Tode seines Mentors Arnold Bergstraessers wurde Hanke im Juli 1966 von Dieter Oberndörfer, dem amtierenden Direktor des Arnold-Bergstraesser-Instituts, promoviert. Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit für die Akademie lagen in den Bereichen Sozialstruktur, sozialer Wandel und politische Soziologie. Hanke blieb insgesamt über 14 Jahre bis Ende 1974, um dann auf die Professur für Politikwissenschaft an die Hochschule der Bundeswehr in München-Neubiberg zu wechseln. Dem Informationsblatt des Tutzinger Personalrats zufolge, zählen zu Hankes besonderen Kennzeichen in jenen Tagen: „Förderung der Zigarettenindustrie, Liebhaber von Kartoffelpuffern, Kriminalromanen, schrotfreien Fleischstücken und langen Vorträgen, von Schlagfertigkeit und witzigen Diskussionen".
Nach wie vor in Tutzing ansässig, kann man den begeisterten Schwimmer Hanke nebst Gattin an Sommertagen oft am Badesteg der Akademie antreffen. Kein Wunder, dass er den 85. Geburtstag spielend erreicht hat.

Steffen H. Elsner


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