Erinnerung an einen Gründervater

Hanns Seidels Verdienst bleibt in Erinnerung

Februar 1959



Archiv HSS


Am 21. Februar 1959 eröffnete Seidel als Bayerischer Ministerpräsident die Tutzinger Akademie im Rahmen eines Festaktes in der Aula der Universität München.

Dabei hob er in seiner Ansprache die staatspolitische Bedeutung der politischen Bildung hervor und bezeichnete es für die Akademie und ihrer Mitarbeiter als „lohnende Aufgabe, an verantwortlicher Stelle zur Festigung unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung beitragen zu dürfen."

Zudem sagte er der Akademie die volle Unterstützung der Staatsregierung zu. Seidel wörtlich:

„Nun haben wir die Akademie in der Form und mit dem Auftrag, wie sie durch Mehrheitsbeschluss des Landtags festgelegt wurde, und es ist deshalb unsere Pflicht geworden, sie mit allen Kräften zu unterstützen. Wir wollen dies so wirksam und gewissenhaft wie möglich tun."

Königsweg politischer Bildung

Dass die ausgesprochene Zusage keine rhetorische Pflichtübung, sondern wahrhaftig und verlässlich war, das zeigt der Rückblick auf die unmittelbare Gründungsphase der Tutzinger Akademie. Schließlich waren der Verabschiedung des auf Initiative der sogenannten Viererkoalition aus SPD, FDP, BP und GB/BHE eingebrachten „Gesetz über die Errichtung einer Akademie für Politische Bildung“ durch den Bayerischen Landtag am 27. Mai 1957 teils heftige parlamentarische wie auch innerparteiliche Kontroversen über den Königsweg politischer Bildungsarbeit in Bayern vorangegangen.

Seidel selbst war als Oppositionsführer während der Regierungszeit des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner sowie als CSU-Parteivorsitzender (ab 1955) daran maßgeblich beteiligt gewesen: In der ersten Lesung des Akademiegesetzes im Landtag vom 24. April 1956 war es denn auch Seidel, der für die CSU-Opposition auf die Einbringungsrede der FDP-Abgeordneten Hildegard Hamm-Brücher erwiderte.

Nach dem Auseinanderbrechen der Viererkoalition war Seidel 1957 mit der Wahl zum Bayerischen Ministerpräsidenten auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Nach der für seine Partei erfolgreichen Landtagswahl von 1958 konnte er mit einer Koalition aus CSU, FDP und GB/BHE sein Modernisierungsprogramm für Bayern fortsetzen. Neben dem begonnenen Umbau Bayerns vom Agrar- zum Industrieland geht etwa im kulturpolitischen Bereich die Neuregelung der Lehrerbildung auf ihn zurück.

Seidel war es ernst mit dem Vollzug des inzwischen verabschiedeten Akademiegesetzes – auch gegen Widerstand aus den eigenen Reihen. Im März 1958 berief der Ministerrat Felix Messerschmid für die Dauer von sechs Jahren zum Gründungsdirektor der Akademie. Er blieb es bis 1970.

Seidels Maxime: überzeugen

Nach einer Unfallverletzung im Jahre 1958 hatte Seidel mit massiven gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die ihn schließlich zum Verzicht auf das Amt des Ministerpräsidenten (1960) sowie zur Abgabe des Parteivorsitzes (1961) an Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß zwangen. Zuvor hatte er mehrfach für Wochen dem Amt fernbleiben müssen. Am 5. August 1961 starb Hanns Seidel an einer Lungenentzündung. Er ist auf dem Münchner Westfriedhof begraben.

Seidel hat es nach innen wie nach außen besonders gut verstanden, Brücken zu bauen und integrierend zu wirken. Mit seiner politischen Grundmaxime, nicht zu überreden, sondern Kraft der besseren Argumente zu überzeugen, hat er sich auch bei seinen politischen Kontrahenten hoher Wertschätzung erfreuen können. Seit Beginn ihrer Tätigkeit im Jahre 1967 ist die CSU-nahe politische Stiftung nach ihm benannt.

Steffen H. Elsner


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