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Bauen als Gestaltung des Lebens

hfg ulm und Bauhaus: Was bleibt von den Designschulen?

2019 begeht das Bauhaus sein 100-jähriges Jubiläum - und dessen Nachfolgeinstitut, die Hochschule für Gestaltung Ulm (hfg), blickt auf einen zweifelhaften Jahrestag zurück: Vor 50 Jahren wurde sie unter dem damaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger aus politischen Gründen geschlossen. Ein Gedankenaustausch mit Zeitzeugen, ehemaligen Dozenten und Absolventen der hfg über Vergangenheit und Zukunft des Entwerfens unserer dinglichen Umwelt.

Tutzing / Tagungsbericht / Online seit: 21.01.2019

Von: Beate Winterer / Foto: APB Tutzing

Programm: bauhaus. hfg ulm. - und morgen?

Flickr APB Tutzing

Flickr-Galerie © Akademie für Politische Bildung Tutzing

Die hfg war von ihren Mitbegründern Otl Aicher und Inge Aicher-Scholl (die überlebende Schwester der hingerichteten Geschwister Scholl) als sozialkulturelle Institution gedacht, die durch bewusste Gestaltung zur Humanität und Demokratisierung Deutschlands beitragen sollte. Besonders deutlich wurde dies bei der Konzeption der Bauabteilung, die nicht geniale Individualbauten, sondern serielles, modulares Bauen erforschte, das der breiten Bevölkerung im zerstörten Nachkriegsdeutschland die dringend benötigten, bezahlbaren Wohnungen ermöglichen sollte. Produktgestaltung und visuelle Kommunikation sollten nicht vordringlich dem Kommerz untergeordnet sein oder der Kunst dienen. Die Leitideen waren: Gebrauchen und informieren - statt verbrauchen und überreden. So tauchten auch erste Ansätze für eine ökologische Orientierung auf.

Utopien und ihre Zukunftsaussichten: die hfg und das Bauhaus

Otl Aicher wollte die Welt als Ganzes gestalten und sah die Wirklichkeit als Entwurf - eine Utopie, wie Professor Wilhelm Vossenkuhl (ehemals Ludwig-Maximilians-Universität München) findet. Aber auch eine Verbindung zum Bauhaus, dem Vorgänger der hfg, das auf der Utopie gründete, die bildende Kunst habe eine Bedeutung für die Gestaltung des Lebens.

Zunächst also Bauhaus. Dann hfg ulm. Und nun? Professor René Spitz von der Rheinischen Fachhochschule Köln hat keine offensichtlich schönen Aussichten für das Design parat. Er vermisst eine Bedeutung, einen Wert für die Gesellschaft von heute und in der Zukunft. Design sei Geschichte. Denn bezahlbare Gegenstände, die den Alltag der Menschen erleichtern, sind genug vorhanden – und viele davon "verschwinden in einem Gerät, dem Smartphone, das wir alle mit uns herumtragen". Wenn also die großen dinglichen Probleme in der zivilisierten Welt verschwunden sind, Design nur noch der Verfeinerung des Konsums dient, was dann? "Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele" – so habe es bereits Albert Einstein formuliert. Daher empfiehlt René Spitz: "Widmen wir uns dem Vorausdenken, der humanen Gestaltung der neuen digitalen Welt."

Wie diese Welt aussehen könnte, zeigte Professorin Ursula Tischner anhand von Apps und technischen Geräten, die von Studierenden des Industrial Design an der österreichischen FH Joanneum entwickelt wurden.

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